Das Buch direkt bei Amazon bestellen Yasmina Khadra
Herbst der Chimären

(3. Band)
Original: L'Automne des chimères
ut metro TB
ISBN 3-293-20240-3

Nach 35 Dienstjahren muss Commissaire Llob den Dienst quittieren, er wird frühzeitig in Pension geschickt. Man hat entdeckt, dass er auch als Schriftsteller tätig ist und seine Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Yasmina Khadra erscheinen, erregen an höchster Stelle Missfallen. Ihm wird vorgeworfen, hohe Persönlichkeiten anzuschwärzen und Algerien in Misskredit zu bringen.
Tatsächlich hatte Llob in seiner Doppelrolle als Polizist und Autor einen Mehrfrontenkrieg zu führen: gegen gewöhnliche Verbrecher, gegen Terroristen aus dem Umkreis fundamentalistischer Gruppen und gegen viele der Mächtigen im Land wegen ihrer korrupten Praktiken.
Davon handeln Morituri und Doppelweiss, die ersten beiden Commissaire-Llob-Romane.
In Herbst der Chimären hat Llob keinen komplizierten Kriminalfall mehr zu lösen. Aus dem Amt geschieden, wird er selbst zum Verfolgten. Es passiert Mysteriöses: Seine Wohnung wird durchsucht ein Freund benimmt sich verdächtig, im Stammcafe gehen Handgranaten hoch.
Llob weiß nicht von welcher Seite die Bedrohung kommt. Und wer steckt dahinter, als ihm plötzlich die Rehabilitierung angeboten wird?
Herbst der Chimären ist wohl der politischste der drei Commissaire-Llob-Romane von Yasmina von denen jeder einzelne ein eindringliches Bild der kaum durchschaubaren Zustände im h Algerien zeichnet.

Rezension:
„Wenn du redest, stirbst du, wenn du schweigst, stirbst du. Also rede und stirb“.
Dieses Zitat stammt von dem 1993 ermordeten algerischen Journalisten und Schriftsteller Tahar Djaout. Yasmina Khadra alias Mohammed Moulessehoul legt ihn ihrem Protagonisten Kommissar Brahim Llob in den Mund, als er sich einmal für seine Unbeugsamkeit gegenüber dem Terror rechtfertigt.
Dieser Ausspruch, so zynisch er auch auf uns wirken mag, spiegelt die tatsächliche Situation der algerischen Intellektuellen wieder, täglich bedroht durch Fundamentalisten und Andersdenkende.
Im diesem letzten Band des Algerien-Zyklus ist man an höherer Stelle auf Llobs Werke aufmerksam geworden, mit dem Resultat, dass er als „Nestbeschmutzer“ sofort seines Amtes enthoben wird. Ab diesem Moment ist Llob eine „Persona non grata“, von Fremden und Bekannten angepöbelt, aus Restaurants verwiesen oder auf Partys vorgeführt. Noch dazu wird seine Wohnung durchsucht, er selbst ununterbrochen verfolgt und eine Granate in sein Stammcafé geworfen, so dass er dem Tode nur knapp entkommt.
In Yasmina Khadras wohl eindringlichster Roman, der sich noch weniger als seine beiden Vorgänger in das Genre eines Kriminalromans einordnen lässt, scheint der Kampf gegen den Terror aussichtslos. Die Hoffnungslosigkeit ist in jeder Zeile spürbar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es diesmal noch weniger „Wahrheiten“ aufzudecken gibt als in „Morituri“ und „Doppelweiߓ . Die Männer, die Llob nach dem Leben trachten, werden nicht entdeckt. So ist es kaum verwunderlich, dass der ewige Widerstand für Brahim Llob kein gutes Ende nimmt. So wie er es damals vorausgeahnt hatte.

Daisy