Lilli Thal
Kommissar Pillermeier und die falschen Weihnachtsmänner
rororo gebunden (rotfuchs)
Alle Jahre wieder ziehen drei Weihnachtsmänner durch das Städtchen und statten jedem Geschäft einen Besuch ab.
Der Roman wurde ausgezeichnet mit dem Kinder- und Jugendkrimipreis "Martin" 2002 der Autorengruppe Deutschsprachiger Kriminalliteratur "Das Syndikat".
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-499-21172-6
(Kinder ab 9)
Dass sie für die erstandenen Geschenke nicht zahlen, tragen die Geschäftsleute mit Fassung. So ist das eben, wenn die Räuber Toni, Edi und Ludwig sich ihre Wünsche erfüllen.
Doch als die Kuckucksbrüder, diese miesen Revierwilderer, auch noch mit Sack und Schusswaffe durch die Läden ziehen, ist der Spaß vorbei.
Dem gesamten Städtchen droht ein völlig geschenkfreies Fest!
Höchste Zeit, dass Kommissari Pillermeier und Assistent Rudolf Flotthammer eingreifen - auf Langlaufskiern und in wasserdichten, bis minus 35 Grad frostsicheren Overalls ...
Schon auf den ersten Seiten dieses köstlichen Kinderkrimis kommt Weihnachtsstimmung auf - und leichter Neid bei all jenen, die auch gerne Miniaturblaulichter, metallic rote Handschellen und Sträflingskugeln als Baumdekoration verwenden würden, aber leider keine entsprechenden Bezugsquellen kennen ...
Sie sind aber auch zu drollig, der chaotischste Kommissar seit dem rosaroten Panther und sein furchtsamer Assistent, der jede noch so verrückte Idee seines Chefs mittragen und die Folgen ausbaden muss.
Gnadenlos gut (und ebenso erfolglos) gehen die beiden Bullen von der traurigen Gestalt wieder auf Ganovenjagd und geraten dabei - wie nicht anders zu erwarten - mächtig in die Bredouille.
Fast meint man sie vor sich zu sehen, wenn sie in bester Mr. Bean-Manier versuchen, sich aus der misslichen Lage, an einen Stuhl gefesselt zu sein, selbst zu befreien - nur um zwei Stunden später immer noch wie ein gestrandeter Wal auf dem Boden zu liegen ...
Schön auch die Tatsache, dass es in diesem Buch endlich einmal Protagonisten gibt, die nicht nur Hunger und Durst haben, sondern als Ergebnis davon, auch auf die Toilette müssen.
Wirklich gekonnt aber ist die Einbindung des eigentlich längst pensionierten Wachtmeister Häbiger und des betagten Fräulein Rosalie Mondschein, ohne die weder der Fall aufgeklärt, noch unsere beiden Helden selbst aus einer fast aussichtslosen Situation befreit worden wären. Wird doch auf diese Weise sehr eindrücklich demonstriert, dass auch pfiffige Senioren noch längst nicht zum alten Eisen gehören, sondern durchaus in der Lage sind, garstige Gangster zur Strecke zu bringen.
Einige gut platzierte Anspielungen verweisen auf den ersten Band - etwas die Tatsache der Verbannung in die Provinz aufgrund der Explosion in der Käsefabrik, die Übergangswohnung im Möbelhaus Sven von Elch und die Begegnung mit Königin Mathilde. Dennoch ist die Handlung insgesamt auch ohne "Pillermeier-Basiswissen" durchaus verständlich und keinen Deut weniger unterhaltsam.
Einzig bei den wirklich seltenen blutrünstigen Passagen hat man den Eindruck, als habe sich Autorin Lilli Thal von ihrer eigenen Begeisterung beim Schreiben ein wenig zu sehr mitreißen lassen.
Und dass es der Dame Spaß gemacht hat, die Abenteuer dieses skurrilen Duos zu Papier zu bringen, das spürt man in jeder Zeile.
"Extras" wie ihre genialen Wortschöpfungen (was ein "ferngesteuerter Lamborrari" ist, bedarf mit Sicherheit keinerlei Erklärung - umso schwieriger wird es allerdings für geplagte Eltern werden, ihren Sprösslingen plausibel zu machen, dass es dieses Fahrzeug leider in keinem Spielwarenladen gibt...) oder das bestechende (wenngleich etwas längliche) Weihnachtsgedicht des Kommissars tun ein übriges, um den Leser an einer Perlenschnur des Humors elegant von Seite zu Seite zu führen.
Ein Buch, das einfach gute Laune macht - und das mit Sicherheit nicht nur im Winter, wenn es schneit ...