Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jaroslav Kutak
Strafe muss sein

Original: Uzemí trestu
grafit TB
ISBN 3-89425-508-0

Die Schüler an dem Gymnasium in einer tschechischen Kleinstadt können sich ihres Lebens nicht mehr sicher sein: Ein Junge wird erstochen, ein anderer stürzt aus dem Fenster und ein dritter wird ermordet in einer Friedhofsgruft gefunden.
Der gemütliche Polizeichef Havranek muss sich des Falles annehmen und erhält dabei Unterstützung von zwei Freunden, dem Schriftsteller Roman Helder und dem Zahnarzt David Pospisil. Alle drei haben nämlich selbst vor zwanzig Jahren das Gymnasium besucht.
Bei ihren Ermittlungen begegnen die "drei Musketiere" alten und neuen Ängsten. Dann ist Zeit des Abschlussballs und die Geschichte nimmt eine überraschende Wendung ...

Ausgezeichnet mit dem "Marek" als bester tschechischer Krimi des Jahres 2000.

Rezension:
Weil wir harten Krimijunkies uns ja bekanntermaßen nicht mit richtiger Literatur abgeben, kennen wir natürlich weder Vaclav Havel noch Milan Kundera oder Jaroslav Hasek sondern beschränken unser Wissen um tschechische Kultur auf "Pan Tau" und den "Kleinen Maulwurf".
Da verwirrt es uns natürlich sehr, wenn ausgerechnet ein Kriminalroman aus Tschechien kommt, noch dazu einer, der mit dem Preis für den "besten tschechischen Krimi" ausgezeichnet wurde.
Das ist für uns harte Krimijunkies erst einmal ein hartes Faktum, das wir nie und nimmer in Frage stellen würden - und deshalb nehmen wir einmal als Hypothese daraus an, dass der aktuelle tschechische Kriminalroman ungeheuer verspielt und detailversessen ist.
Denn Jaroslav Kutaks Geschichte von einer durchgeknallten Lehrerin, die ihre höchst eigenen Vorstellungen darüber hat, wie man Schüler diszipliniert, scheut sich nicht, jeden noch so schmalen Pfad einer Nebenhandlungen bis zum Ende zu verfolgen - in kleinen, augenzwinkernden Studien über die Menschen in der Tschechischen Republik nach der "samtenen Revolution" von 1989; in Abschweifungen über die fatale Wirkung von Sharon Stone in "Basic Instinct" auf das Seelenleben unschuldiger Pädagoginnen und amüsierten Exkursen über das Sex-Leben geschlechtsreifer Oberprimaner in der postrevolutionären Gesellschaft.
Und irgendwo warten wir trotzdem immer darauf, dass in diesem augenzwinkernd präsentierten Krimi-Kabarett ein zauberhafter Pan Tau auftaucht, um die Sache wieder einigermaßen geradezuziehen.
Doch stattdessen gibt es (leider) nur ein lässig vor sich hinermittelndes Gespann aus Kommissar, Zahnarzt und Schriftsteller, das sich die "Die drei Musketiere" nennt, wahrscheinlich weil Gisbert Haefs den einzig wirklich passenden Namen für so eine Clique schon mit seinem "Triumvirat" in Beschlag genommen hat.
Für einen Autor allerdings, der seinen Romanhelden "Roman Helder" nennt und es auch nicht versäumt, uns auf diesen tollen Gag noch extra hinzuweisen, gibt es Punktabzug.
Aber nur von harten Krimijunkies.
Denn die verstehen ja bekannterweise keinen Spaß.

Reinhard Jahn