Dolly Buster
Hard Cut
Knaur TB
Der Thriller handelt von der Porno-Queen Lilly DeLight, deren Karriere kaum erfolgreicher verlaufen könnte.
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-426-61963-6
Doch dann machen die "Porno-Morde" Schlagzeilen: Ein bestialischer Serienkiller nimmt sich der männlichen Hauptdarsteller ihrer Videos an, und Lilly fragt sich, ob ihre schärfste Konkurrentin Greta Giehse vielleicht dabei Regie führt.
Im Fadenkreuz von Polizei und Sensationspresse und unter den wachsamen Augen eines Psychopathen ermittelt Lilly selbst ...
Dolly Buster ist gesellschaftsfähig, nicht umsonst wird sie zu Benefiz- wie Galaveranstaltungen geladen (selbst den Wiener Opernball hat sie bereits als Ehrengast besucht) - dasselbe trifft auch für ihre Heldin Lilly zu.
Dolly Buster ist witzig und schlagfertig - und auch die Protagonistin des Buches (und zum Großteil Ich-Erzählerin) ist absolut nicht auf den Mund gefallen.
Ob Dolly Buster nun jedoch die ganzen 346 Seiten dieses in jeder Hinsicht spritzigen, lockeren und amüsanten Krimis mit seinen durchaus spannenden Elementen selbst geschrieben hat - wer weiß das schon? Und, ganz ehrlich, welche Rolle spielt das?
Wer immer es war, hat bewiesen, dass er oder sie die deutsche Sprache genauso gut - und mit ebenso witzigen Wendungen handhaben kann wie eine Gaby Hauptmann (um nicht wieder Hera Lind zu bemühen).
Wem es außerdem gelingt, seinen Thriller in Goslar und Peine spielen zu lassen, und außerdem innerhalb der ersten fünfzig Seiten die Protagonisten von "Doppelter Einsatz", "Thelma und Louise", Thomas Gottschalk in einer Traumsequenz, Inge Meysel, Professor Hackethal und das Popduo Rosenstolz unterzubringen, der muss entweder völlig durchgeknallt oder einfach ein genialer, (schwuler?) TV-Junkie mit viel Schreibtalent sein.
Und egal ob "uns Dolly" dann "nur" in beratender Funktion und/oder als Ideenlieferantin tätig geworden sein sollte, so hat sie doch achtungsvoll ganze Arbeit geleistet.
Fast ist davon auszugehen, dass man der bekennenden Hundeliebhaberin die eine oder andere kleine, würzige Skurrilität verdankt - etwa den kotzenden Boxer (-hund), durch den Lilly ihren zukünftigen Ehemann Max (näher) kennen lernt. Oder den bestechenden Einfall, in einem Pornofilm einen griechischen Chor, bestehend aus nackten alten Frauen in Gummistiefeln auftreten zu lassen, um mit diesem vorgeblichen Drehbuch die Konkurrenz zu täuschen.
Ein Nicht-Insider mag ein wenig die Nase ob des üppigen Name-Dropping rümpfen, aber wir, die wir Frauke und Bärbel und all die anderen Damen und Herren, die jeden Tag aus dem Bildschirm direkt in unser Wohnzimmer lächeln, nur allzu gut kennen, wir haben Spaß.
Gut, zwischendurch kommt der Leser auch ein wenig ins Stolpern: so ist zum Beispiel nicht von Anfang an ersichtlich, dass sich die in loser Folge dazwischengestreuten Einschübe, gekennzeichnet durch eine andere Schriftart, nicht auf eine einzige Person, sondern auf alle potentiellen Täter bezieht.
Dafür ist die Auflösung, vor allem aber das Motiv, für den routinierten Krimi-Freund überraschend ungewöhnlich - gerne sieht man da über die eine oder andere unerklärte Wendung der Geschichte hinweg.
Ein Schelm allerdings, wer sich diesen Roman in der Hoffnung auf umfangreiche nicht-jugendfreie Strecken zulegt: natürlich wird auch Bezug genommen auf die Arbeit von Porno-Queen Lilly DeLight, aber nicht in einem Maße, das über das "Übliche" hinausgeht.
Fazit: Dolly Buster hat mehr als einmal bewiesen, dass sie selbst sich in erfrischend natürlicher Weise alles andere als wichtig nimmt.
Das vorliegende Buch allerdings dürfen Sie als Leser getrost ernst nehmen.
Es bietet beste Unterhaltung auf durchaus achtbarem Niveau - genügend Verdächtige, falsche Spuren, atemberaubende Spannungsmomente und einen actionreichen Schluss, um den Gesetzen des Genres in allem gerecht zu werden.