Das Buch direkt bei Amazon bestellen Hannes Sulzenbacher
Letzter Walzer

Argument TB
ISBN 3-88619-969-X

Die Regenbogen-Parade des Wiener CSD: Tausende tummeln sich ausgelassen auf der prachtvollen Ringstrasse - so auch David Lenz, Gartenratgeber-Autor, mit seinem neuen Lebensabschnittsgefährten Max sowie Haushaltshilfe Grete.
Da fällt ein Schuss, und ein wunderschöner blondgelockter Tänzer stürzt direkt vor Davids Rollstuhl - tot!
Selbstredend überlässt das bewährte Dreiergespann die Ermittlungen nicht der Polizei.
David stellt zunächst Nachforschungen am Arbeitsplatz des Opfers, in der Boy-oh-boy-Sexhotline, an.
Doch bald wird klar, dass die Schüsse wahrscheinlich vom Balkon des Burgtheaters kamen.
Eine weitere saftige Spur führt in die Abgründe der Politik: Gehörte ein führender FPÖ-Mann zu den Stammkunden der Hotline?

Rezension:
Wien, Wien, nur du allein! Zwischen Heurigem und Burgtheater wird getanzt und geschunkelt. Im Walzertakt natürlich! Da machen auch die Männer und Frauen keine Ausnahme, die während der Regenbogen-Parade die Ringstraße bevölkern. Boy-oh-Boy!
Natürlich ist da so manch fescher Bursche dazwischen - schweißtriefend und in knappen Ledershorts. Da lohnt sich nicht nur die Musik, da lohnt sich auch das zusehen. Aber während sich David Lenz, schwul, Sachbuch-Autor und dazu noch im Rollstuhl sitzend (geschoben von "Grete" alias Dieter im wallenden Regenbogengewand mit hochhackigen Schuhen und großem Strohhut - man ist versucht zu sagen, damit eher ungewöhnliche Romanprotagonisten vor sich zu haben) noch an dem jungen blonden Mann mit nacktem Oberkörper und blendendem Lächeln erfreut, fällt ebendieser schon vom Showwagen. Und ist tot.
So kommt David Lenz mal wieder zu einem "Fall", den er durchaus nicht gewillt ist, an die örtliche Polizei abzugeben. Denn der Mord spielt im Schwulen-Milieu und da mag sich vielleicht auch der eine oder andere Kommissar durchaus (wenn auch nicht offen) auszukennen, aber wer selber mittendrin ist, der kommt gar nicht umhin, treffender zu recherchieren. Und zu Ergebnissen zu kommen.
Und so rollt sich David von der Boy-oh-Boy-Sexline über eine gewisse rechtsgerichtete politische Partei bis auf den Burgtheaterbalkon. Und zeigt uns so ein vergnügliches Portrait der Stadt. Samt Insider-Infos über die Wiener Schwulen- und Tuntenszene.
Und das ist - trotz Mord, Totschlag, Koks und Erpressung - leichte Kost mit Witz und Liebe zum Schwulsein. Von der besten Freundin bis zur tuntigen Haushaltshilfe - alle, die erwartet werden, sind in diesem Krimi dabei.
Zeit, den "letzten Walzer" zwischen Sachertorte und Braunem Einspänner zu gustieren.

Iris Groschek