Das Buch direkt bei Amazon bestellen Fabian Lenk
Paparazzi Poker

grafit TB
ISBN 3-89425-258-8

Milo, alias Mirko Lohse, ist auf dem absteigenden Ast. Der freie Fotograf beim norddeutschen Sensationsblatt TOP bringt nicht mehr die Bilder, die der Chef will.
Da kommt der mysteriöse Auftrag von Patricia van Then, Gattin des Showstars Ted von Then genau richtig: 10.000 Mark sind drin für ein paar Bilder eines intimen Stelldicheins des Erfolgsgatten mit einer Geliebten.
Also legt sich Milo auf die Lauer - und macht die Bilder seines Lebens: Vor seinem Objektiv wird Ted von Then erschossen.
Mit den Aufnahmen beginnt Milo das Paparazzi-Poker: für 100.000 Mark bekommt der TOP-Chef das erste Bild, für 300.000 Mark eine Edel-Illustrierte das zweite.
Aber als Milo dann die Forderungen für sein drittes Bild stellt, merkt er nicht, dass seine Mitspieler genauso gerissen zocken wie er.
Und er weiß nicht, dass er den Mörder des Showstars aus der Reserve geblufft hat....

Rezension:
Ein Action-Krimi ohne Schnörkel, solide, flüssig, mit den passenden Spannungsknisterern an den richtigen Stellen.
Milo Lohse als halbwegs gebrochener Held, natürlich nicht vom Kaliber eines Bruce Willis, denn der würde gar nicht in die norddeutsche Landschaft passen. Eher ein kleiner, dreckiger, unrasierter Tom Cruise (okay, bleiben wir auf dem Boden: Moritz Bleibtreu) mit einem Hund im Schlepptau, den er abgöttisch liebt und der in der Verfilmung des Roman (sollte es sie geben) unbedingt von Lassie gespielt werden muss.
Für diesen Fall stellen wir uns dann nämlich Showgigant Ted von Then als Rudi Carrell vor, seinen jungen Konkurrenten Jacques Julie als Kai Pflaume und als von Thens Gattin eins der gängigen Partyluder aus der letzten Fotostrecke der BUNTEN.
Dass der Roman wie das letzte RTL-Movie of the Week daherkommt, hat natürlich seine Berechtigung - schließlich geht es hier um die Medienbranche, aber leider erfahren wir auch nicht mehr aus der Gosse des Journalismus, als wir ohnehin schon aus den anderen RTL-Movies erfahren haben: dass Chefredakteure skrupellose Auflagenjäger sind, Showstars entweder knochenharte Kotzbrocken oder schleimige Aufsteiger und Party-Luder eben Party-Luder.
Indem Fabian Lenk sein Personal bis ins zweite Glied auf Archetypen reduziert, vergrößert er natürlich seine Chancen auf eine Verfilmung des Romans ungemein und nimmt sich dabei aber leider auch die Möglichkeit, mit dem Blick des Insiders, der er ist, eine Geschichte zu erzählen, die etwas mehr mit unserer (Medien-)Realität zu tun hätte.

Reinhard Jahn