M.K. Wren
Medusa Pool
Original: Neely Jones: The Medusa Pool
Eigentlich ist Cornelia Jones, genannt Neely, nur die Quotenfrau im Taft County Police Department.
Rezension:
Reinhard Jahn
UT metro TB
ISBN 3-293-20211-X
Weil sie kompetent ist, wird sie als erste Schwarze zum Sheriff gewählt - gegen ihren Willen. Sie wollte diesen Job nie und ist entschlossen, ihn abzulehnen. Doch als kurz darauf ihr Freund, ein Meeresbiologe, ermordet aufgefunden wird, akzeptiert sie.
Wut und Trauer treiben sie bei der Suche nach dem Mörder an.
Ganz auf sich allein gestellt, stößt sie auf Neonazi-Gruppen, Drogengeschäfte und Millionen-Deals und muss auf unsanfte Weise feststellen, dass auch in der tiefsten Provinz der Rassismus allgegenwärtig ist.
Neely Jones ist ein Profi, deshalb weiß sie auch mit ihren Gefühlen umzugehen, als sie ihren Freund Jan ermordet im Aquarium des Meeresbiologischen Institutes von Taft County sieht - kurz nachdem sie fast gegen ihren Willen aus der Wahl zum Sheriff des Countys gegen ihren rassistisch-sexistischen Vorgänger hervorgegangen ist.
Neely weiß, dass nahezu die ganze Belegschaft des Sheriffs Department darauf wartet, dass sie versagt: Sie ist eine Frau, und sie ist schwarz, das macht sie doppelt verhasst.
M.K. Wren ist ebenfalls ein Profi, das spürt man in jeder Zeile des temporeichen Romans.
Sie absolviert nicht nur mit traumwandlerischer Sicherheit die Muster des Police Procedurals in allen seinen Details, sie hält auch auf jeder Seite das sorgfältig entwickelte Plot im Griff.
Sie zieht Spannung und Action an den richtigen Punkten an und konterkariert sie mit atmosphärischen Augenblicken, tiefen Emotionen.
Doch wenn solcherart zwei Profis auf höchsten Niveau ihre Arbeit machen, gibt es allerdings auch immer Augenblicke, in denen die Kälte ihrer Jobs durchschimmert: So ganz können wir Neely den professionellen Umgang mit dem Mord an ihrem Freund nicht ganz abnehmen, und fast zu perfekt greift im M.K. Wrens Erzählmaschine eins ins andere, so dass wir das finale Shoot-out zwischen Neely und ihrem Widersacher ebenso absehen können wie den sentimentalen Fernsehserien-Schluß (mit Hund!) am morgendlichen Strand.
Aber gerade das lässt uns die Hoffnung, dass M.K. Wren irgendwann auch einmal den Sprung vom Professionalismus zur Perfektion findet.