Das Buch direkt bei Amazon bestellen Sylvie Granotier
Dodo

Original: Dodo
Distel Literaturverlag TB
ISBN 3-923208-54-5

Dodo lebt auf den Straßen von Paris. Als weiblicher Clochard hat sie vor allem ein Ziel: sich täglich genug Essen und einen Schlafplatz zu sichern.
Auf ihrem Stammplatz jedoch wird eines Tages eine Fremde ermordet aufgefunden Der Anschlag musste Dodo gegolten haben.
Die Ermittlungen zwingen die Frau, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, in der sie als Dorothee Mistral reich erbte und leidenschaftlich liebte.

Rezension:
Ein Clochard mehr oder weniger, die Polizei wird sich nicht um die grausamen Morde kümmern. Dodo muss selbst den Mörder ausfindig machen und merkt, dass es mit ihrer Vergangenheit zu tun hat, denn eigentlich sollte sie ermorden werden. Sie beschreibt sich und ihre beiden Freundinnen so:
Zitat S.69: mich selbst in dem verschlissenen alten Militärdrillich, den ein Infantrist auf der Flucht abgelegt hatte, Sally, die dicke kaum bewegliche Matroschka mit einem Gehirn in Erbsengröße und einem großen Herzen aus dehnbarem Kautschuk und Quasi, die Sparringspartnerin im Fliegengewicht für all die Amateurboxer mit großer Schnauze und wenig Schneid.
Also langsam lesen, sonst übersieht man viele Details.
Dieser Krimi wird nicht vom Plot getragen, sondern von der Schilderung des Lebens auf der Straße.
Zu den Höhepunkten gehören die Episoden in einer Bank, wo Dodo versucht, an ihr Geld aus der Vergangenheit zu kommen:
Zitat S. 100: Quasi hatte auf dem Sessel neben sich ein Picknick aufgebaut. Sie hatte die Plastikverpackung eines stinkenden Schinkens aufgerissen, und weiche Brötchen aufgeschnitten, die sie mit Hilfe ihres Daumens mit Butter beschmierte, denn die war noch ein bisschen hart. Der Inhalt eines kleinen Beutels Oliven tropfte gemächlich auf den Boden, und zum Aperitif mampfte sie einen Riegel weiße Schokolade.
Gelungen ist auch die Gratwanderung der Autorin, bzw. der Übersetzerin!, zwischen der flapsigen Sprache von Dodo und der Lesbarkeit. Der Anblick der zweiten Leiche lässt sich z. B. nur durch die sarkastischen Beschreibung Dodos ertragen.
Für alle, die das Makabre und trockenen Humor lieben, und denen bewusst ist, wie wenig es braucht, um selbst ebenso auf der Straße zu landen.

K. Ara