Robert M. Eversz
Schnappschüsse
Original: Killing Paparazzi
Nina Zero gerät in Schwierigkeiten, wo sie geht und steht.
Rezension:
Reinhard Jahn
Piazza Flexcover
ISBN 3-453-19806-9
Kaum hat sie eine fünfjährige Strafe im Gefängnis abgesessen, schlittert sie ins nächste Chaos. Direkt nach ihrer Entlassung geht sie eine eingefädelte Greencard-Ehe mit dem Engländer Gabriel Burns, der ebenfalls Pressefotograf ist, ein. Doch dieses Ehe beschert ihr außer Geld und einer kurzen Romanze nichts Gutes.
Dabei lässt sich zunächst alles so gut an. Durch exklusive Fotos von dem Unfalltod einer berühmten Heavy-Metal-Band gelingt ihr ein glänzender Auftakt zu einer Karriere als Paparazza.
Als jedoch kurz darauf Gabriel Burns tot aufgefunden wird, beginnt für Nina Zero eine halsbrecherische Jagd. Denn plötzlich ist ihr nicht nur die Polizei auf den Fersen, die die Scheinehe aufgedeckt hat und Nina mit dem Mord in Verbindung bringt, sondern auch ein gewissenloser Killer.
Ein Killer, der es speziell auf Paparazzi abgesehen hat...
Nina ist ein harter Brocken, und die fünf Jahre Knast, weil sie einmal das Recht in die eigene Hand genommen hat, haben ihre Spuren hinterlassen. Jetzt ist sie auf Bewährung draußen und heiratet Gabriel - nicht aus Liebe, sondern damit er mit einer Greencard weiter in den USA arbeiten kann. Er ist Paparazzo in Hollywood, genau wie Nina: Spezialist für Bilder der Schönen und Berühmten in unschönen und unrühmlichen Situationen.
Wie viel Bilder in der Bilderwelt der Klatschmagazine und Sensationspostillen wert sind, erfährt Nina nicht nur mit den Fotos, die sie von ein paar toten Heavy-Metal Rockern im Hotel-Swimming-Pool macht, sondern auch, als ihr Greencard-Gatte auf einmal umgebracht wird - offensichtlich, weil er im richtigen Moment die falschen Schnappschüsse gemacht hat.
Schnappschüsse liefert auch der Roman - Schnappschüsse von der dunklen Seite der glitzernden Filmstadt, Schnappschüsse von der Jagd nach dem Geld und dem Ruhm.
Jeder Schnappschuss für sich fast unauffällig und skizziert, aber in ihrer geschickten Komposition ein lebendiges Bild vom Geschäft mit den Bildern.
Ohne Krimigeschichte wäre es ein Sittenbild Hollywoods, subtil erzählt, gerade weil es um die grellen Effekte und die schrillen Bilder geht. Da lernen wir mit Nina Zero jemanden kennen, der trotz aller Abgebrühtheit, mit der sie ihre Opfer abschießt, ein Mensch ist: sie hat sich nämlich in ihren Schein-Ehemann verliebt - ein bisschen wenigstens, und schon deshalb kann sein Tod sie nicht kaltlassen.
Und auch die anderen Fotogeier entpuppen sich auf einmal als Kollegen, manchmal sogar abseits jeder Sentimentalität als Freunde. Und die braucht Nina wirklich, je tiefer sie in diesen Fall hineingerät - gibt es wirklich einen Paparazzi-Serienkiller, wie man nach einem zweiten Fotografenmord leicht vermuten könnte?
Oder will da nur jemand irgendwelche schlimmen Bilder aus der Welt schaffen? Die Lösung bietet sich an: Erpressung mit Bildern - schließlich sind wir in Hollywood, wo Bilder alles und des wirkliche Leben nichts bedeuten
Dass der Roman dabei stets seinen Blickwinkel von unten beibehält, macht seine Stärke aus - kein glamouröses name-dropping, keine voyeuristischen Anekdoten aus den Villen der Stars, wie sie James Ellroy mit Genuss über seine Los Angeles Romane verstreut hat.
Stattdessen lungern wir mit Nina und ihren Kollegen vor den Polizeiabsperrungen und guarded communities herum, in den manchmal schicken und manchmal lausigen Fotoagenturen und Klatschblatt-Redaktionen - eben in jener Subkultur der medialen Schmarotzer, die die bunten Seiten mit Stoff versorgen.
Für uns Voyeure.