Doris Gercke
Bella Block: Moskau meine Liebe
btb TB
Bella Block, eigenwillige Hamburger Detektivin, fährt nach Moskau, um auf den Spuren ihres geliebten dichtenden Großvaters zu wandeln.
Rezension:
Iris Groschek
ISBN 3-442-72850-9
Doch was als sentimentaler Wochenendtrip beginnt, entwickelt sich zu einer Sex-and-Crime-Story mit vielen Toten. Die Opfer: junge hübsche Frauen, die sich zahlungskräftigen Ausländern feilbieten.
Und nachdem auch noch ein schöner Polizist auftaucht, einer jener jungen Männer, für die Bella eine Schwäche hat, sitzt sie schon zwei Monate nach ihrem Kurztrip wieder im Flugzeug gen Osten, um dem Geheimnis von Leichen und Liebe auf die Spur zu kommen.
Dabei gerät die Detektivin in den Moskauer Sumpf von Prostitution und Mädchenhandel, von Korruption und Ausbeutung ...
Bella Block ist verliebt.
Bella Block verliebt?
Die Bella, deren kritische Sicht auf die männlich dominierte weiblich untertänige Gesellschaft schon beinahe sprichwörtlich ist?
Aber wenn schon Hals über Kopf verliebt, dann wenigstens nicht in den Durchschnittsdeutschen von nebenan. Gottseidank.
Bella ist in Moskau, der Stadt, in der ihr dichtender Großvater gelebt hat, in dem System, in das ihre Mutter noch heute größte Hoffnungen setzt. Und hier kommt ihr dieser Mann entgegen, für den sie ihre Spürnase kurzzeitig ausschaltet.
Dann ist sie wieder in Hamburg. Und da ist dieses Gefühl.
Ein gutes - die Liebe?
Oder ein ungutes - da stimmte etwas nicht?
Und da das nicht sein kann, ein ungeklärtes Gefühl, geht sie wieder zurück nach Moskau.
Und aus Sentimentalität wird wieder gewohnte Klarheit. Sie sieht die üblichen Muster, sieht Prostitution und Unterdrückung, sieht die allgegenwärtige Armut der Alten, lernt eine toughe alte Frau kennen, die das wahre Russland verkörpern mag, sieht auch zwischen organisierten Verbrecherbanden die Hoffnung nach Erneuerung. Und wie sich diese Hoffnung äußern kann.
In gewohnt klarer Form zeigt Doris Gercke Strukturen auf, benennt Ungerechtigkeiten und Wahrheiten. Sicher treffen ihre Sätze Stimmungen, Szenen und Meinungen. Ihr deutlicher Erzählstil animiert und bietet dem Fan mal wieder eine große, spannende, vergnügliche wie nachdenkliche Lesenacht.