Das Buch direkt bei Amazon bestellen Brigitte Aubert
Tod im Schnee

Original: La Mort des Neiges
btb TB
ISBN 3-442-72780-4

Elise Andrioli ist blind, stumm und sitzt im Rollstuhl.
Kein Grund für die junge Frau zu verzweifeln, denn mit ihrem messerscharfen Verstand und einer gehörigen Portion Kaltblütigkeit meistert sie auch die bedrohlichsten Situationen - und in die gerät sie immer wieder.
Kurze Zeit vorher hatte sie den Fall eines grausamen Kindermörders aufgeklärt, und nun ist Elise im Begriff, mit ihrer Betreuerin Yvette in einen erholsamen Winterurlaub aufzubrechen.
Doch kurz vor ihrer Abfahrt erhält sie ein rätselhaftes Fax mit einer bedrohlichen Botschaft - und auch als sie in dem kleinen Ferienort in den französischen Alpen ankommt, reißen die unheimlichen Ereignisse nicht ab. Ein Unbekannter legt ihr ein Päckchen delikaten Inhalts in den Schoß, eines Nachts wird ein toter Vogel in ihr Zimmer geworfen, und schließlich wird sie am Telefon sogar Zeugin eines Mordes.
Als weitere Frauen auf furchtbare Weise ums Leben kommen, ist Elise entschlossen abzureisen, doch heftige Schneefälle machen es unmöglich, das Tal zu verlassen.
Elise spürt, dass nun auch sie ins Blickfeld des wahnsinnigen Mörders geraten ist, und tatsächlich entkommt sie wenig später nur knapp zwei Attentaten.
Kann es sein, dass Elises Onkel Fernand, der in dem Kurort lebt, in die Ereignisse verstrickt ist?
Bald ist jeder im Ort verdächtig, aber die Ermittlungen der Polizei führen keinen Schritt weiter. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Elise weiß - jeden Moment wird sich die nächste Gräueltat ereignen ...

Rezension:
Schade, schade, schade!
Was Autorin "B*A*" da ihren Lesern als Nachfolgeband des zu Recht mit dem französischen Krimipreis ausgezeichneten "Im Dunkel der Wälder" serviert, erweckt vor allem auf den letzten hundert Seiten den Eindruck als hätte hier jemand eine viel zu große Dosis eindeutig schlechter Drogen zu sich genommen!
Dabei lässt sich alles so vielversprechend an: Aubert lässt im Prolog die Fiktion in der Fiktion zu Wort kommen, indem sie dem Leser die Ich-Erzählerin als Protagonistin eines Buches (nämlich eben das genannte "Im Dunkel der Wälder") präsentiert, das sich mit einer realen Mordserie beschäftigt, die im wesentlichen von der stark gehandicappten Heldin Elise Andrioli aufgeklärt wurde.
Das ist zwar eher ungewöhnlich, erleichtert aber einem "Neueinsteiger" das Verständnis der Zusammenhänge ungemein.
Außerdem erklärt es, wieso die bedauernswerte Frau - nach wie vor blind, stumm und fast gelähmt - einen mysteriösen Fan- (oder doch eher Droh-?) brief bekommt und noch vor dem Erreichen der zwanzigsten Seite mit einer Situation konfrontiert wird, die gegenüber dem ersten Band nichts an Bedrohlichkeit verloren hat.
Ein "unsichtbarer" Verehrer (oder doch sadistischer Peiniger? Wir wissen es nicht und haben keine Ahnung, ob er ihr nicht schon auf den nächsten Seiten Gewalt antun wird) begibt sich in unmittelbare Nähe der Protagonistin, um ihr ein "Geschenk" der ganz besonderen Art zu überreichen.
Im Gegensatz zum ersten Band ist Elise konversationstechnisch nun aber nicht mehr komplett auf das detektivische Gespür ihres Gegenübers angewiesen, da sie die Beweglichkeit des linken Arms wieder erlangt hat und demzufolge in der Lage ist, sich ihren Mitmenschen schriftlich mitzuteilen.
Das hat sie allerdings auch verdammt nötig, denn dem aberwitzige Strudel grauenvoller Ereignisse, in die "Miss Marple im Rollstuhl" hineingezogen wird, lässt sich allein mit Kopfmonologen und Ja-/Nein-Fragen schon bald nicht mehr begegnen.
Das Ambiente, in dem sie ermittelt - ein Heim für erwachsene körperlich und geistige Behinderte - ist fast surrealistisch, die Handlung wird zusehends grotesker.
Mehr als einmal springt die arme Frau nur knapp dem Tod von der Schippe und es werden Menschen zerstückelt, aufgebohrt, erhängt, enthauptet, erstochen, vergewaltigt, erschossen - bis eine höchst eigenwillige und außerordentlich absurde Auflösung dem großen Gemetzel gnädigerweise ein Ende setzt.
Doch leider wird zur billigen Posse, was als grandioses Verwirrspiel beginnt und sich außerdem höchst ironisch mit gängigen Behinderten-Betroffenheitsklischees auseinandersetzt. Dabei hätte Aubert einen wohltuend anderen Akzent im Amateurdetektiv-Einheitsbrei setzen können mit diesem Team aus Blinden, Stummen, Lahmen, Sprachbehinderten und Grenzdebilen, das bravourös einen Fall aufklärt, an dem sich die örtliche Polizei mehr als die Zähne ausbeißt.
Zumal sich die Produzentin der erfolgreichen "Série noir" tatsächlich aufs Schreiben versteht, mit Leichtigkeit die Gratwanderung zwischen makabrem Witz, literweise vergossenem Blut und atemloser Spannung schafft.
Das Problem aber beginnt an dem Punkt, an dem sie - nach immerhin 250 Seiten in allerbester Thriller-Manier - plötzlich abdreht und ihrem Buch ein Splatter-Film-Gewand verpasst, wie es einem Freddy Krüger nicht besser hätte stehen können. Vom skurrilen und hanebüchenen Schluss ganz zu schweigen.
Fazit: spannende Lektüre, zweifelsohne - aber mit einem gewaltigen stilistischen und inhaltlichen Bruch; als Verfilmung nur denkbar unter Federführung von Quentin Tarrantino oder Lars von Trier.
Sicherlich ist es schwierig, einen so exzellenten Roman wie "Im Dunkel der Wälder" zu toppen - aber die Erwartungshaltung seiner Leser auf diese Weise zu enttäuschen, das gehört sich nicht, Frau Aubert!

Miss Sophie

 

Gastrezension(en):


Name: SilkeS
Email: Buecherwurm2207@aol.com
Datum: 17.5.2006 (17:20)

Es ist ja der 2. Teil um die Blinde, Stumme, gelähmte Elise. Diesmal fährt sie mit ihrer Betreuerin Yvette in die Berge um Urlaub zu machen. Aber kaum angekommen, passieren mysteriöse Dinge und eine junge Frau wird lebendig gekreuzigt und anschließend umgebracht. Anfangs hat mir das Buch gut gefallen. Doch zum Ende hin gibt es eine Auflösung, die nicht so recht zum Buch passen will. All die Morde waren eine Inszenieren eines Suff-Movie...und Elise, Heldin aus "Im Dunkel der Wälder" das Ende vorgeben. Es kommt zu einem sehr turbolenten Showdown!