Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lars Saabye Christensen Christel Hildebrandt
Der falsche Tote

Original: Jokeren
Deutsch von Christel Hildebrandt
btb TB
ISBN 3-442-72865-7

Als Hans-Georg Windelband eines Morgens in der Zeitung seine eigene Todesanzeige liest, hält er dies zunächst für einen makabren Scherz - ist er doch jung und erfreut sich bester Gesundheit.
Sein väterlicher und einziger Freund, der Schlachter, rät ihm, für eine Weile zu verschwinden, eine kleine Auszeit vom hektischen Leben zu nehmen und Erholung zu suchen.
Windelband ist zunächst auch geneigt, die kleine Verschnaufpause vom tristen Alltag entsprechend zu nutzen, aber dann siegt die Neugier: Gar zu gern möchte er wissen, wer eigentlich der Tote ist, der in wenigen Tagen unter seinem Namen beigesetzt werden soll. Er beschließt, zur Beerdigung zu gehen und sich unter die Trauergemeinde zu mischen.
Im Krematorium lernt er den alten Malvin kennen, der bei einer Flasche Calvados bereitwillig erzählt, was er über den Toten mit dem schrecklich zugerichteten Gesicht weiß.
Der Schlachter und Malvin bilden nur den Anfang einer Kette schillernder Figuren, welche die Spur säumen, der Windelband quer durch die Osloer Unterwelt folgt und die andererseits immer wieder zu angesehenen Bürgern der Stadt führt.
Denn eines ist schon bald auch Hans-Georg Windelband klar: Der falsche Tote wurde ermordet - und sein eigenes Leben wird niemals mehr sein wie zuvor ..

Rezension:
Stellen Sie sich vor, Sie läsen in der Zeitung Ihre eigene Todesanzeige und ihre Freunde und Verwandten gingen daraufhin auf Ihre Beerdigung. Sie mischten sich unter die Trauernden und heulten und bedauerten kräftig mit. Vielleicht würde es Sie spätestens dann interessieren, wer da an Ihrer Stelle eingegraben wurde.
Oder vielleicht sollten Sie sich erst noch mit einem guten Freund beraten. Ein Freund, ein Schlachter, den nur sie als Freund bezeichnen, weil Sie sonst keinen haben, eigentlich maßregelt er sie nur, ist froh wenn er sie los hätte und das hat er ja jetzt auf indirekte Art und Weise.
Der falsche Tote ist ein Mann, dessen Gesicht vom Zaun in zwei Hälften geteilt wurde, bei seiner Landung nach dem Sprung aus dem Hochhaus. Ihr Freund ist nicht mehr der gleiche, sagen die Leichenwäscher zu dem Ich-Erzähler.
Hugo Hylster, wie der Erzähler sich jetzt nennt, erlebt eine groteske Situation nach der anderen. Wer jetzt ein Buch erwartet, bei dem er vor lauter Schenkelklopfen nicht mehr lesen kann, wird enttäuscht. Die bildhafte Sprache von Christensen ist leider schleppend in der Handlung und der Held bleibt eher stecken, als dass er weiterkommt. Es handelt sich eher um einen slapstickhaften Roman, wie sie auch der Finne Paasilinna schreibt.
Trotzdem ein Geschenktipp für Nichtkrimifans, die Poesie und Literatur in skurrilen Alltagssituationen mögen!

K. Ara