Das Buch direkt bei Amazon bestellen Mongo Beti Stefan Linster
Sonne, Liebe, Tod

Original: Trop de soleil tue l'amour
Aus dem Französischen von Stefan Linster
UT metro TB
ISBN 3-293-20172-5

Zam ist Journalist bei einer freien Zeitung.
Er liebt die Wahrheit, den Whisky und Bébette.
Doch Zam hat eine Pechsträhne. Seine Sammlung von Jazz-CDs ist geklaut worden, in seiner Wohnung liegt die Leiche einer Unbekannten, er wird von einem Auto verfolgt, seine Wohnung fliegt in die Luft.
Was ist los in dem fiktiven afrikanischen Land, das an Kamerun erinnert?
Ganz einfach, Wahlkampf.
Unter der sengenden tropischen Sonne ist rein gar nichts und niemand unschuldig.

Pressestimmen zum Buch finden Sie auf dieser Webseite.

Rezension:
Aka!* So kann es nicht weiter gehen im Mutterland, in der Bananenrepublik, im Land der Korruption und der Gewalt, in dem Land, in das die Exilanten zurückkehren, auf dem schwarzen Kontinent.
Nein, Martin Luther King hat es doch auch geschafft, mit Beten und Singen.
Nna wama!** Da müssen wir doch was tun.
Nun, vielleicht lassen sich Armut, Gestank, machtbesessene Politiker, amoralische Priester, aggressive Polizisten, Gewalt und Alkohol, Dummheit und Durchtriebenheit in heutiger Zeit nur unerheblich durch Gospelsingen einschüchtern.
Afrika! Was soll die Zukunft bringen!
Ye mabissi?*** Interessiert dich nicht? Nun, sollte es aber doch, wem Kabila, wem Ruanda etwas sagt, den sollte es interessieren.
Und hier gibt es Politik und Zeitgeschehen in literarischer Form. Wenn auch recht französisch, was sich in seitenlangen Beschreibungen kleinster Szenen äußert. Wobei dann schon mal eine Seite lang CD Titel genannt werden (ich gebe es zu, Jazz ist nicht so mein Gebiet) oder recht bald recht ausführlich geflucht und gezetert wird.
Mongo Betis Schreibstil wird als eine Mischung von afrikanischem Palaver und französischem Feuilleton-Roman beschrieben. Und diese Beschreibung trifft.
Die Begabung des Autors liegt darin, Realistisches mühelos zu konterkarieren, über Chaos so zu berichten, dass es zu bändigen erscheint, lang und bunt, zerrissen und vielfältig aber doch wieder zum Thema zurück kommend zu schreiben, wie ein Jazzmusiker der Literatur.
Der Schluss ist ein Schluss, der keiner ist.
Oder mit Mongo Beti: "Doch selbst wenn dieses ganz feine, aus den Gefilden der Imagination hervorgegangene Völkchen (der Romanhelden) geheiratet, Dutzende von Kindern gezeugt haben und gestorben sein wird - denn so läuft es ja immer ab -, werden sich unter eben jenen (den Lesern) noch welche finden, die aufschreien: So habe ich mir die Fortsetzung aber nicht vorgestellt... Also?"
Hier schreibt einer, der nicht still ist. Einer, der sarkastisch ist, einer der berichtet, der nicht schweigt, der erzählt und den dummen Europäern sagt, wie es ist, in Kamerun, hier schreibt ein wütender Mann, der den frankophonen Afrikanern den Spiegel vorhält.
Mongo Beti (eigentlich Alexandre Biyidi) ist ein außergewöhnlicher Mensch, den es von den Kakao-Plantagen Yaoundés zum Studium der Altphilologie an die Pariser Sorbonne führte.
Der schon mit seiner ersten veröffentlichten Erzählung Politik machte.
Der den Zorn in die Literatur brachte.
Erbarmungslos und schonungslos wird erzählt: Hier, seht her, ihr ehemaligen Kolonisten, seht her, was ihr aus diesen Ländern gemacht habt!
Während Mongo Beti in Frankreich Latein und Griechisch lehrte, wurde Kamerun unabhängig. Und was passierte? Mit französischer Unterstützung wurde jede Opposition vom neuen Diktator blutig unterdrückt. Nach zehn Jahren war der letzte Führer der Unabhängigkeitsbewegung verhaftet und erschossen.
Die Welt regierte mit Schweigen, Mongo Beti schrieb.
Und was er schrieb, war nicht das, was Frankreich hören wollte. Das Buch wurde für fünf Jahre verboten.
Mongo Beti schrieb weiter.
In Kamerun gab es eine manipulierte Wahl nach der anderen.
Mongo Beti schrieb wütend und ehrlich und mit treffendem Witz.
Und ging zurück nach Yaoundé, nach 42 Jahren - und eröffnete den einzigen wirklich unabhängigen Buchladen Kameruns. Nach den Worten kamen die Taten, Beti ist aktiv in der politischen Opposition, engagiert sich für die Freilassung politischer Gefangener, engagiert sich für die Rechte der ländlichen Bevölkerung.
Und schreibt, mit offener Polemik und Anklage - und doch mit viel Hoffnung.

* In Yaoundé und Umgebung gebräuchlicher Ausruf der Entrüstung
** Bei meiner Mutter!
*** Das interessiert mich nicht die Bohne

Iris Groschek