Egbert Osterwald
Herzblut
Bastei Lübbe TB
Ulrike und Klaus Beckmann haben es geschafft: Sie sind Inhaber einer erfolgreichen Computerfirma und führen mit ihrem vierjährigen Sohn Jonas ein glückliches Vorzeige-Familienleben.
Rezension:
Reinhard Jahn
ISBN 3-404-14636-0
Doch von einem Tag auf den anderen fallen Schatten auf ihr Glück: In der Firma schleicht sich ein Hacker ein, Aufträge werden ihnen entzogen, zu Hause belästigt sie nachts ein anonymer Anrufer. Und dann kommt Jonas aus dem Kindergarten nicht nach Hause ...
Geht es den Entführern wirklich um Geld?
Hauptkommissarin Susanne Breugel zweifelt daran.
Und während sie um das Leben des Kindes kämpft, stößt sie auf eine sorgsam verschüttete Spur in die Vergangenheit.
Eine Spur aus Herzblut ...
Kein leichter Fall für Kommissarin Susanne Breugel von der Kripo Hannover: Klaus Beckmann und Gattin Ulrike gehören zur dotcom-Generation; er als erfolgreicher Software-Unternehmer aus der New Economy, sie scheinbar nicht mehr als die durchgestylte Ehefrau. Ihre Villa ist erlesen, das Familienleben glücklich und die Welt beim Kindergeburtstag des kleinen Jonas noch in Ordnung.
Doch dann wird der Junge gekidnappt und die Forderungen des Entführers gehen - milieutypisch könnte man sagen - per e-mail ein. Dass es dem Kidnapper allerdings nicht allein um die 25 Millionen in kleinen Diamanten geht, begreift Firmenchef Klaus Beckmann als Erster.
Während Kommissarin Breugel und ihre Crew noch mit allerlei technischem Schickschnack hinter verschleierten IP-Nummern des e-mail-Kidnappers herjagen, zieht der Unternehmer seine eigenen Schlüsse aus dem Verschwinden seines Sohns und den Hackerangriffen, denen seine Firma zuletzt ausgesetzt war. Der Drahtzieher scheint in beiden Fällen derselbe zu sein - jemand aus dem inneren Kreis von Familie und Firma, und es geht nicht nur um das Leben des Kindes, sondern auch um die Vernichtung des Unternehmens.
Worauf das gradlinige crossover aus Familiendrama und Internet-Thriller (oder umgekehrt) von diesem Punkt aus zusteuern wird, ist dann bald klar, ohne dass dabei allerdings die Spannung verloren geht.
Denn Egbert Osterwald wendet die Story in der Mitte geschickt vom whodunit zum how-get-them, so dass sowohl die Freunde des Rätselkrimis als auch die Technik- und Polizeiroman-Freaks auf ihre Kosten kommen.
Beides freilich wird auf mittlerer Flamme gekocht, in einem Milieu zwischen "Schöner Wohnen" und "PC-Welt", mit Charakteren, die der Rama-Frühstücksfamilie und den Helden der SAT1-Serienhighlights näher stehen als echten Menschen.