Das Buch direkt bei Amazon bestellen Claire Rayner
Roter Fingerhut

Original: First Blood
(1. Band)
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-25825-8

"Wollen Sie mir etwa sagen, dass er eine Frau ist?"
Dr. George Barnabas erregt sofort Aufsehen, als sie ihre neue Stelle am Royal Eastern Hospital in London antritt. Nicht nur mit ihrem Namen, der alle Mitarbeiter einen Mann erwarten ließ.
Die neue Pathologin, die gleichermaßen für das Krankenhaus wie für die Kriminalpolizei arbeiten soll, macht schnell klar, dass sie sich von niemandem ins Handwerk pfuschen lässt.
Und entsprechen gründlich führt sie auch ihre erste Autopsie durch: Die Leiche stammt von Richard Oxford, einem angesehenen Schriftsteller. Sein Tod scheint eindeutig ein Herzinfarkt zu sein.
Doch George weigert sich, diese Theorie vorschnell abzusegnen.
Als sie nach zeitraubenden Laboruntersuchungen eindeutige Indizien eines unnatürlichen Todes nachweisen kann, sieht sie sich auch schon mit einer zweiten Leiche konfrontiert ...

Rezension:
Braucht die (Krimi-) Welt NOCH eine weitere Pathologin, die als Amateurschnüfflerin regelmäßig der örtlichen Polizei eine gute Nasenlänge voraus ist und mit Instinkt, Charme und der Bereitschaft, sich bei Bedarf über alle Konventionen und guten Sitten hinwegzusetzen, dort Erfolg hat, wo andere versagen?
Ja.
Klar.
Unbedingt.
Wenn diese nämlich als die von Claire Rayner ersonnene George Barnabas durch die Buchseiten marschiert - zwar etwas gemütlicher als Kay Scarpetta und ohne die Unterstützung des FBI, aber den Cornwellschen Verbrechen in Sachen "Spannung" durchaus ebenbürtig.
Der Auftakt dieser Serie um eine Amerikanerin in England ist auch deshalb so gelungen, weil neben den reinen Kriminalfällen (einmal dem groß angelegten Diebstahl von technischen Geräten aus dem Krankenhaus, in dem George gerade angefangen hat und dann natürlich den toten Mitgliedern des Fördervereins, deren Ermordungen die Mitdreißigerin sich aufzuklären bemüht) auch die Thematik von Frauen in Führungspositionen immer wieder aufgegriffen wird.
Denn neben der Einarbeitung an einem neuen Arbeitsplatz, die naturgemäß mit dem einen oder anderen Stolperstein verbunden ist (etwa was den Umgang mit Kollegen und Untergebenen anbetrifft), hat George auch mit der gesamten Palette an Vorurteilen zu kämpfen, denen Frauen auch und gerade innerhalb der medizinischen Hierarchiestruktur ausgesetzt sind.
So liefert der Roman nicht nur routiniert geschriebene Unterhaltung, sondern gibt auch einen amüsanten Einblick in das Tagesgeschäft an einer englischen Klinik. Die durchgängig spannende Handlung liest sich flüssig, der "Problemfaktor" hält sich in Grenzen, das Buch kommt alles andere als düster-depressiv einher, ohne dabei in Seichtigkeit zu ertrinken, kurzum: Prädikat ausgesprochen empfehlenswert!

Miss Sophie