Das Buch direkt bei Amazon bestellen Claire Rayner
Höhere Gewalt

Original: Second Opinion
(2. Band)
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-14281-0

Als Dr. George Barnabas, die Pathologin am Londoner Royal Eastern Hospital, nach einem längeren Urlaub an den Seziertisch zurückkehrt, herrscht auf der Säuglingsstation helle Aufregung: Innerhalb von fünf Monaten sind drei Neugeborene dem Krippentod erlegen. Dr. Barnabas will diese identischen Todesfälle nicht als Zufall abtun.
Der gleichen Meinung scheint auch ein Unbekannter zu sein, der an einem der Autopsieberichte eine ominöse Nachricht hinterlässt, die die Diagnose "Krippentod" in Frage stellt.
Doch der engagierten jungen Ärztin gelingt es zunächst nicht, Hinweise auf eine andere Todesursache zu entdecken.
Als schließlich ein viertes Kind auf mysteriöse Weise ums Leben kommt und sich die Wut der Angehörigen gegen einen dunkelhäutigen Kollegen richtet, ist Dr. Barnabas gezwungen, alle Register ihrer Kunst zu ziehen ...

Rezension:
Und weiter geht sie, die außerordentlich spannende Serie um Dr. George Barnabas.
Ihr Geplänkel aus Band eins mit dem schmucken Polizisten Gus entwickelt sich immer mehr zu einer zielgerichteten Werbung (von ihm um sie) - und damit zur ewigen und doch stets spannenden Betrachtung über das unterschiedliche Wesen von Mann und Frau.
Dabei geht es nicht nur um konkrete Konflikte einer (erst ganz langsam knospenden und im wahren Sinne des Wortes noch nicht wirklich existenten) Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, sondern um die zuweilen generell außerordentlich verschiedenen Denk- und Handlungsstrukturen. Die Sache mit "Mars" und "Venus" sozusagen ...
Darüber hinaus werden erstmalig Georges private Probleme thematisiert - die fortschreitende Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter und den daraus erwachsenden Spagat zwischen Tochter-Pflicht und Karriere. Das Ganze wird zwar nicht tiefschürfend behandelt, ist aber doch klar erkennbar.
Die Krimihandlung selbst (George muss den mysteriösen Tod diverser Säuglinge aufklären) geht mit dem gesellschaftlichen Problem der Rassendiskriminierung einher. Was vielleicht manche Leser nicht wissen: Die Inder und Pakistani sind "die Türken und Italiener Englands" und ihre Hautfarbe wird ihnen nicht selten zum Verhängnis.
Trotz alledem und alledem kommen Ermittlungsarbeiten und Obduktionen nicht zu kurz - wichtig für all jene Fans, die besonders die praktische Arbeit des Pathologen schätzen. Sehr gelungen auch jene Passagen, in denen sich Figuren in Dialekt und Slang artikulieren dürfen - man möchte sich fast umsehen, ob die Dialoge nicht hinter der nächsten Straßenecke stattfinden, so lebensnah sind sie.
Auch diesmal wieder ein Roman, der den Leser - oder vielleicht doch in erster Linie die LeserIN - in seinen Bann zieht und nicht wieder loslässt, bis das letzte Rätsel gelöst ist.

Miss Sophie