Patrick Dunne
Die Keltennadel
Original: Days of wrath
Das keltische Erbe Irlands wird meist in melancholischen Liedern besungen oder in geheimnisvollen Geschichten heraufbeschworen.
Rezension:
Reinhard Jahn
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-14645-X
Doch es gibt auch dunkle Prophezeiungen aus dieser Zeit.
Als in einer Kirche außerhalb von Dublin ein grausiger Mord begangen wird, führen die Spuren zu einer Sekte, die keltische und christliche Traditionen vereinnahmt und die Apokalypse sehr wörtlich nimmt.
Seit uns Thomas Harris mit "Hannibal the Cannibal" bekannt gemacht hat, hat sich ein in Teilen unappetitliches Sub-Genre im Krimi entwickelt, das weniger an die Intelligenz des Leser, sondern eher an dessen Ekel appelliert.
Unter diesem Aspekt ist Patrick Dunne der Einstieg in "Die Keltennadel" auch gut gelungen - eine hübsch-grausam zugerichtete Frauenleiche in einer Kirche beweist wieder einmal, dass ein Monster in Menschengestalt frei herumläuft.
Wo Inspektor Dempsey von der Polizei allerdings noch an einen normalen Frauenschlitzer glaubt, ahnt Pfarrer Liam Lavalle, dass seine Kirche von einem viel grauenhafterem Mörder entweiht worden ist.
Zu guter letzt gerät dann auch noch Rundfunkjournalistin Jane Wade, eigentlich beim irischen Radio für ein ziemlich langweiliges Kulturprogramm zuständig, auf der Suche nach ihrer in einer Endzeit-Sekte verschwundenen Schwester auch noch in den Kreis der Ermittler - denn Pfarrer Lavalle ist Experte für destruktive Kulte und durchgeknallte Seelenfänger.
So weit, so gut - wäre die Story einem der üblichen Gruselfachleute wie John Sandford in die Hände gefallen, wäre der weitere Verlauf der Geschichte ebenso klar wie vorhersehbar - und das wäre auch gut so.
Bei Patrick Dunne allerdings changiert der Roman zwischen gelehrter Bibel-Exegese, irischen Folklore-Feuilletons und einer gehörigen Portion William Butler Yeats-Interpretation. Dessen Verse hat sich die irische Pop-Diva Becca als Motto für ihr neues Album ausgesucht, und dass die deswegen der Schlüssel zum Showdown werden wird, ist uns eigentlich schon nach der Hälfte des Romans klar.
Am liebsten würden wir unseren drei Helden dann auch mit ein paar Tipps auf die Sprünge helfen - doch zu allem Überfluss wird die Geschichte dann noch mit einer Prise "Dornenvögel" gewürzt.
Das ist spätestens die Stelle, an der wir uns nach dem guten Hannibal und Agentin Starling zurücksehnen oder nach Pater Ralph.
Je nachdem, wo unsere Interessen liegen.