Stewart O'Nan
Die Speed-Queen
Original: The Speed Queen
Sie erzählt, wie sie zur "Speed Queen" wurde; wie aus der einen oder anderen Linie, die sie mit ihrem Mann Lamont - und ihrer - und seiner Geliebten - Natalie gezogen hat, Dealen wurde, aus Dealen Raub und aus Raub vielfacher Mord. Rezension:
Reinhard Jahn
Rowohlt TB
ISBN 3-499-22640-5
Sie erzählt um der Wahrheit willen, um die Lügen in Natalies Buch zurechtzurücken, das ein Bestseller wurde.
Ihr eigenes Buch wird besser werden.
Denn ihr Ghostwriter ist Amerikas größter Geschichtenerzähler, der "König des Horror", Stephen King.
Margie hätte ihre Geschichte natürlich genausogut an "True Stories" verkaufen können, oder an eine TV-Reality-Show, aber sie hat sich ausgerechnet Stephen King, den Meister des modernen Horrors als Biographen ausgesucht.
Also sitzt sie in der Todeszelle und bespricht ein Tonband mit ihrer Lebensbeichte als "Speed Queen".
Selten hat es seit James Ellroys mediengeilem Serienkiller Marty Plunkett in "Stiller Schrecken" einen ähnlich knapp und perfekt konstruierten Erzählrahmen gegeben wie hier.
Margie beichtet, in einer makellosen Rollenprosa, erzählt, wie sie zur gejagten "Speed Queen" wurde, die mit ihrem Mann Lamont und der gemeinsamen Geliebten Natalie in einer Synthese aus "Sugerland Express" und "Bonnie and Clyde" durchs Land zog, ehe die Flucht in einem ebenso absurden wie brutalen Überfall auf ein Drive-In-Restaurant ihr Ende fand.
Margie sucht einen Sinn in der ganzen Geschichte. Ihrer "True Story", die eigentlich nicht mehr ist als eine Rolltreppe abwärts ins Milieu der mittelständischen Drogen-Dealer, eine Kette von Jobs in Fast-Food-Kaschemmen und eine Serie von Enttäuschungen, die sie mit dem Kind, das sie von Lamont bekommt zu beenden hofft.
Doch statt dessen rutscht sie immer tiefer, bis sie als Speed Queen vollbewaffnet und voll auf Droge beim Überfall in einem der zahllosen Fast-Food-Schuppen steht: ganz unten und ganz oben zugleich.
Ganz unten in ihrem Leben und ganz oben auf der Liste von "Americas Most Wanted".