Richard Rötzer
Der Wachsmann
Ullstein TB
München im Jahr 1319.
Rezension:
Leia
ISBN 3-548-25223-0
Unheil braut sich zusammen über der aufstrebenden Stadt.
Eine Serie grausiger Morde versetzt die Bürger in Angst und Schrecken.
Schließlich werden die Juden dafür verantwortlich gemacht, eine gefährliche Pogromstimmung entsteht ...
Hier liegt ein historischer Krimi vor, in dem es von außergewöhnlichen Todesfällen und verwirrenden Begleitumständen nur so strotzt.
Der Autor zeichnet ein lebhaftes Bild vom München zur Zeit der Brüderkriege zwischen Ludwig und Rudolf. So schenkt er seinen Lesern Einblick in die Häuser und Familien der Reichen und gibt ihnen Gelegenheit den Gesprächen des "niederen" Volkes zu lauschen. Außerdem erfahren wir: Das Leben in jener Zeit ist stark geprägt von Glauben und Aberglauben, was auch seinen Niederschlag in diesem Buch findet.
Leider ergeben sich im Verlauf der Lektüre aber auch Passagen, die sehr langatmig werden und zum Überblättern verführen - so z.B. die seitenweisen Ausführungen eines Scharlatans über die Bedeutung von Zahlen in der Religion und im Leben oder die sehr philosophischen Gespräche mit einem jüdischen Rabbi - hier wäre weniger manchmal mehr gewesen.
Wenn der Leser jedoch bis zum letzten Drittel des Buches durchgehalten hat und den zeitweise ziemlich verwirrenden Ereignissen folgen konnte, erwartet ihn zur Belohnung ein fulminantes Ende mit einer geradezu genialen Auflösung der Morde.
Fazit: Es handelt sich um einen durchaus interessanten Roman mit sehr interessant gestaltetem historischen Hintergrund, das aber stellenweise zu ausführlich ist und dadurch von der eigentlichen Handlung abschweift.