Das Buch direkt bei Amazon bestellen Ulrich Schmid
Der Zar von Brooklyn

Diana TB
ISBN 3-453-19607-4

Bei einem Journalistenwettbewerb gewinnt der junge Moskauer Journalist Sascha eine Reise in die USA, wo er einen Artikel über Exilrussen schreiben soll. Von seinem Chef Subow erhält er den Tipp, den erst kürzlich ausgewanderten Markow als Aufhänger für die Reportage zu benutzen.
Als Sascha den wohlhabenden und geheimnisvollen Markow kennen lernt, stellt sich heraus, dass der Exilrusse todkrank ist.
Bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch wird der Journalist Zeuge einer brutalen Schutzgelderpressung der russischen Mafia. Zurück in Moskau zeigt Subow erstaunlich viel Interesse an dem Exilrussen. Zudem wird in Saschas Wohnung eingebrochen.
Als Sascha vom angeblichen Selbstmord Markows und dem Verschwinden seiner Frau hört, ist er überzeugt, dass die Russenmafia dahinter steckt.
Mit seinen Nachforschungen zieht der junge Mann schnell die Aufmerksamkeit der Verbrechersyndikate auf sich ...

Rezension:
§ 263 Strafgesetzbuch:
(1) Wer ...... durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter 1. gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenfälschung oder Betrug verbunden hat...
Jetzt werden Sie fragen, was denn die Rezension eines Kriminalromans mit dem Strafgesetzbuch zu tun hat?
Es geht um die Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Haben Sie schon mal einen Kriminalroman gelesen, bei dem eine Ohrfeige die schlimmste Straftat ist, die man auf den ersten 140 Seiten findet?
Nein?
Vorher passiert absolut nichts, was den Namen Kriminalroman rechtfertigen würde.
Der Klappentext zu "Der Zar von Brooklyn" sagt:
Frankfurter Allgemeine: Ein perfekter Schmöker! Damit erhöht sich das Strafmass nochmal mindestens um sechs Monate, wobei man den Rezensenten des Spiegels auch belangen müsste, drei Jahre mit Bewährung wären wohl angebracht für den Text: Ein cleverer Krimi, der in New York und Moskau spielt - und zeitgleich ein genau beobachtendes Porträt der postsowjetischen Gesellschaft im Russland der Gegenwart.
Nee, streichen Sie die Bewährung.
Siehe Punkt 3.1, die Rezensenten sind Mitglieder einer Bande "und" rezensieren gewerbsmässig.
Hätte man den "Zar von Brooklyn" als reinen Roman über die Zustände in Russland und Amerika bezeichnet, dann könnte dies durchaus eine gelungene Beurteilung sein. Auch eine Rezension als Liebesroman würde wohl eine Verringerung der Strafe nach sich ziehen.
Denn Schmidt schreibt faszinierend direkt, fast brutal genau stellt er all seine Charaktere vor.
Er schwelgt geradezu in Worten, wenn es um die baulichen Gegebenheiten Moskaus geht. Um die Einzelheiten, die speziellen, die aus einer einfachen, großen Stadt, die Urmutter der Russen macht.
Und um die Menschen, die aus dieser Urmutter hinaus gehen in die ferne Welt, zum Beispiel nach Amerika.
Held des Romans ist eigentlich ein gewisser Iwan Andrejewitsch. Allerdings tritt dieser während des gesamten Romans nie in Erscheinung. Ihm wird jedoch von Sascha Zwetkow, genauer Alexander Michailowitsch Zwetkow, die ganze, grauenvolle Geschichte erzählt.
Und etwa vierhundert Mal steht im "Zar von Brooklyn" so ein Satz wie: "Nicht wahr, Iwan Andrejewitsch?" , oder "Geht es Ihnen auch so, Iwan Andrejewitsch?"
Jetzt werden Sie sich fragen, was denn nach Seite 140 passiert, richtig?
Ein Selbstmord ist das schlimmste, was der Zar von Brooklyn Ihnen auf den restlichen 462 Seiten bieten kann.
Dabei ist es so ein schöner Roman.
Aber eben kein Kriminalroman.
Nicht wahr, Iwan Andrejewitsch?

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