Das Buch direkt bei Amazon bestellen Veit Heinichen
Die Toten vom Karst

(2. Band)
dtv TB
ISBN 3-423-20620-9

Über Triest fegt die Bora nera, ein eiskalter Nordostwind, der die Stadt unter einer dicken Schneedecke begräbt. Das Wetter passt zur Gemütslage des Kommissars Laurenti, den seine Frau verlassen hat, um einmal in Ruhe über sich selbst nachzudenken. Wer's glaubt, wird selig; Laurenti jedenfalls ist der Ansicht, dass sie mit einem Versicherungsvertreter durchgebrannt ist.
Nur die Arbeit kann ihn ablenken, und Arbeit gibt es derzeit leider genug. Immer mehr Rechtsradikale versammeln sich in der Stadt, und sogar Laurentis Sohn wird in ihrer Nähe gesehen.
Und dann fliegt ein Haus in die Luft, ein Mord wird gemeldet, der möglicherweise in Zusammenhang steht mit einer Schmugglerbande, die ihre Ware nachts auf dem Meer in Empfang nimmt, alte Rechnungen aus der Nachkriegszeit werden blutig beglichen.
Für Kommissar Laurenti, der aus dem Süden kommt, ist es schwer, die ethnischen Zusammenhänge zu durchschauen, das explosive Gemisch aus Slowenen, Kroaten und Italienern, aus eifernden Nationalisten und alten Kommunisten.
Erst als im Karst ein schrecklicher Ritualmord passiert, fügt sich das Puzzle zusammen.

Rezension:
Leser sind rücksichtsvolle, einfühlsame Menschen und verzeihen es auf den ersten Seiten noch, dass die Spannung diesmal zugunsten der Eheprobleme des Kommissars warten muss, und (Zitat:) Während draußen der Sturm ungebrochen tobte, unterhielten sich Vater und Sohn noch eine halbe Stunde über die ernsten Dinge des Lebens.
Gut, wir lesen jetzt auch schon eine halbe Stunde und werden ungeduldig. Trotzdem kommt der Bora nera, der Triester Sturm zwar in jedem Abschnitt vor, aber beim Leser weht keinen Gefühlsnerv.
Wenn wir wenigstens die sprachliche Oberflächlichkeit auf eine Übersetzung schieben könnten, aber der Autor ist Deutscher.
Der Kommissar schleppt sich ins Café und liest Zeitung. Wir dürfen (müssen) mitlesen. Vielleicht geht's jetzt los, hoffen wir. Ein mysteriöser Anruf ....wenn Sie sich beeilen, sind sie vor den anderen dort... Inzwischen Seite 28. Doch was macht der Kommissar? Proteo Laurenti legte sich wieder aufs Sofa, zog sich eine Wolldecke bis unter die Achseln, nahm einen langen Schluck lauwarmes Bier aus der Flasche und schaltete wieder durch die Fernsehprogramme. Für einen Augenblick hatte er Laura vergessen. Er fühlte sich besser. Arbeit gibt Halt, auch wenn man sie nicht erledigt.
Auch als 30 Seiten später eine Familie beim einem Bombenattentat umkommt, ist es für uns nicht anders als eine Zeitungsnotiz.
Woran liegt das?
Wir haben die Lust am Lesen verloren, wie der Kommissar unlustig ist.
Am Ende tobt die Bora nera, aber außerhalb der Buchdeckel.
Fazit: Es ist nicht alles Mankell, was sich hinter Zsolnay Büchern verbirgt.

K. Ara