Jess Walter
Sündenfall
Original: Over Tumbled Graves
Spokane, im Bundestaat Washington, eine aufstrebende Stadt, getrennt durch den Wasserfall des reißenden Spokane River.
Rezension:
Compuexe
Heyne gebunden
ISBN 3-453-21408-0
An einem Nachmittag wird am Flussufer die Leiche einer Frau entdeckt. Wenig später eine zweite.
Ermitteln soll die junge Polizistin Caroline Mabry, die gerade bei einem Einsatz eine traumatische Erfahrung gemacht hat, als ein von ihr verfolgter Mann über den Staudamm zu Tode stürzte.
Gemeinsam mit Alan Dupree, einem älteren Kollegen und Förderer ihrer Karriere, nimmt sie die Ermittlungen auf. Als beide nicht weiter kommen, greift das FBI ein. Als einzige Frau im Team, sieht sich Caroline plötzlich nicht nur mit der Härte des Falls konfrontiert sondern auch mit der gegnerischen Haltung aus ihrem Kollegenkreis. Sie hat eine eigene Sicht auf die Dinge, weiß aber genau, dass ihre Karriere auf dem Spiel steht, wenn sie nicht mit der allgemeinen Meinung konform geht.
Alan Dupree, der inzwischen vom Fall abgezogen wurde, ermittelt trotzdem weiter, vor allem weil er dadurch in Carolines Nähe bleiben kann.
Er findet schließlich auch den entscheidenden Hinweis auf den Täter, den allein Caroline und er in Verdacht hatten - und der steht allen Polizisten näher als gedacht...
Ein Frauenmörder geht um und ängstigt die Bevölkerung von Spokane, einem Vorort Washingtons. Caroline Mabry, die junge Polizistin, die gerade zusehen musste, wie jemand vor ihren Augen einen Mord begann, soll mit ihrem Kollegen Alan Dupree die Ermittlungen aufnehmen.
Nach der dritten, oder wars nach der vierten (?) Leiche, man verliert so schnell den Überblick, greift das FBI ein und schickt einen Profiler, der an Hand der bisherigen Morde ein Profil des Täters, oder besser der Täter, erstellen soll.
Allein wegen der raschen Folge der Leichenfunde kann es sich eigentlich nicht um einen Einzeltäter handeln. Merkwürdigerweise legen die Täter die weiblichen Leichen immer am Ufer des Flusses ab, manchmal gerade mal eine Stunde nachdem die Polizei die Spurensuche beendet hat.
Der gerufene Profiler, bzw. die gerufenen Profiler sind jedoch eher daran interessiert, sich selbst zu profilieren, als Caroline und Alan zu helfen.
"Sündenfall" ist der erste Roman von Jess Walter.
Weitere werden folgen, denn er wird sein Publikum mit Sicherheit finden.
Die Charaktere sind nicht besonders aussergewöhnlich, eher sehr guter Durchschnitt.
Die Ausnahme bei Sündenfall ist, dass die weibliche Protagonistin die aktivere des Duos ist.
Es stellt sich dem Leser nur immer wieder die Frage:
Warum muss in jedem Kriminalroman auch eine sexuelle Beziehung zwischen den Helden der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle spielen?
Auch, wenn sie wie hier, nur unterschwellig vorhanden ist, bestimmt sie doch den Grossteil des Romans.
Und zwischen Dupree, der nicht gerade als Adonis geschildert wird und seiner wesentlich jüngeren Kollegin schwingt das berühmte Knistern praktisch in jedem Wort mit.
Interessant ist auch die Vielzahl und die schnelle Folge der Morde, die ungewöhnlichen Fundorte und die kleinen Geheimnisse, die jeder der Beteiligten mit sich herumträgt.
Der Roman lebt in der Hauptsache von der interessanten Darstellung der hart arbeitenden Polizistin, die sich täglich gegen ihre männlichen Kollegen behaupten muss.
Im Prinzip könnte man annehmen, eine Kriminalautorin namens Jess arbeitete selbst erlebte Ereignisse in ihrem Roman auf.
Wenn es sich bei der Autorin nicht um einen Autoren handeln würde, der zwar Jess heisst, sonst aber so gar nichts Weibliches an sich hat. :-)