Das Buch direkt bei Amazon bestellen Horst Eckert
Ausgezählt

grafit TB
ISBN 3-89425-265-0

Bei einer Routinekontrolle verletzt ein Amokläufer den Polizisten Bruno Wegmann und erschießt dessen Partner. Auf der Flucht tötet der Mörder zwei weitere Beamte, schließlich wird er Stunden später tot in seinem Auto gefunden - Selbstmord, so das Ergebnis der Ermittlungen.
Kollegen werfen Bruno vor, seinen Partner nicht ausreichend geschützt zu haben. Dann werden Indizien bekannt, die das Ereignis in anderem Licht erscheinen lassen. Woher stammt die Geldsumme, die Brunos Partner bei sich trug? Kannten sich der vermeintliche Amokläufer und sein Opfer? Der Innere Dienst verdächtigt den toten Polizisten, korrupt gewesen zu sein, und ermittelt auch gegen Bruno, der seinerseits den Hintergründen des tragischen Ereignisses nachspürt.
Verbittert beantragt Bruno seine Versetzung, denn in seiner Dienststelle sieht er sich angefeindet. Doch auch andere Kommissariate hegen Vorbehalte gegen ihn. Die Vorgesetzten halten Bruno hin.
Ein Einbruchsfall, bei dem eine wertvolle Statue beschädigt wird, führt Bruno in seine eigene Vergangenheit. Als Student half er seinem besten Kumpel Fred, die achtarmige Vishnu-Figur aus Kambodscha zu schmuggeln. Auftraggeber war Freds Vater, der Düsseldorfer Antiquitätenhändler Heinz Klee. Bruno ahnt, dass die alte Statue ein Geheimnis birgt.
Als er Klee deshalb aufsucht, findet er ihn sowie Frau und Tochter ermordet in ihrem Haus. Bruno versucht, sich der Mordkommission um KK11-Leiterin Ela Bach anzuschließen. Doch während er seinen ehemaligen Freund Fred verdächtigt, halten Bach und Co. ausgerechnet Bruno - zumindest zeitweise - für den Täter.
Nur Kriminalrat Benedikt Engel hält noch zu Bruno. Er stellt ihm Beförderung und Versetzung in Aussicht, falls Bruno eine heikle Sonderermittlung übernimmt. Gerüchte bezichtigen einen bekannten Politiker der Kokainabhängigkeit. Bruno soll prüfen, ob sie zutreffen.
Aber nicht der Politiker steht im Zentrum des Interesses von Kriminalrat Engel, sondern Kommissar Pommer, der sich ebenfalls in die Sonderermittlung gedrängt hat. Pommer ist der Schwager von Brunos ermordetem Partner. Engel verdächtigt Pommer, den Amokläufer damals aufgespürt und hingerichtet zu haben.
Bruno sträubt sich dagegen, einem Kollegen nachzuschnüffeln, den er sympathisch findet. Als der Politiker obendrein von sich aus zurücktritt, werden die Sonderermittlung und damit Engels Versprechen hinfällig.
Bruno sieht nur noch eine Chance: Er zieht die Boxhandschuhe wieder an, die er einst auf Drängen seiner Frau an den Nagel gehängt hat, und trainiert für einen Benefizkampf zugunsten der Hinterbliebenen der Opfer des Polizistenmörders, um sich damit endlich zu rehabilitieren.
Doch auf eigene Faust ermittelt er weiter im Mordfall Klee und im Fall des rätselhaften Amokläufers. Zu viele offene Fragen beschäftigen ihn. Während das Benefiz-Boxspektakel näher rückt, verknüpft Bruno die Fäden zu einem verhängnisvollen Netz.

Eine Leseprobe sowie interessante Aussagen und Informationen des Autors zu seinem neuen Werk finden Sie auf seiner Webseite.

Rezension:
In einer im Sommer 2002 durchgeführten Umfrage von www.krimi-forum.de belegte Eckert gleich vier unter den ersten acht Rängen (dabei landete der mit dem Glauser-Preis ausgezeichnete Roman "Die Zwillingsfalle" auf dem ersten, der vorliegende Roman auf dem zweiten Platz).
Kein Wunder, ragt der gebürtige Oberpfälzer doch deutlich aus dem Feld der jährlichen deutschsprachigen Neuerscheinungen heraus, wo es um Polizeiromane der knallharten Sorte geht. Seine Figuren sind mitnichten so, wie der typische teutonische Kommissar gern portraitiert wird: aufrecht, integer und maximal mit einem kleinen Alkohol- oder Frauen-Problem, was ihn aber nicht daran hindert, sich (fast immer mit lauteren Mitteln) um rasche und ehrliche Aufklärung von Straftaten zu bemühen.
Nein, die in Eckerts Wahlheimat Düsseldorf ermittelnden Protagonisten sind eher korrupt, manipuliert, gewaltbereit und haben fast alle irgendwo Dreck am Stecken. Nicht von psychischen Problemen und Depressionen allgemeiner Art werden sie gebeutelt, sondern eher von Zuhältern, Dealern und Kriminellen im Designer-Anzug gesteuert, erpresst oder auch schon mal physisch mißhandelt oder gar getötet.
Und wenn es keine armen Schweine sind, (fast) ohne eigenes Verschulden und Zutun in eine Spirale von Verbrechen und Gewalt hineingeraten, dann handelt es sich bei diesen Charakteren von der traurigen Gestalt um brutale Opportunisten und gewissenlose Schurken - ganz unabhängig davon, wie sie sich kleiden und welcher Berufsgruppe sie angehören.
Von diesem "Muster" wenn man so will, von Bestechlichkeit in den eigenen Reihen, von - gerechtfertigtem oder ungerechtfertigtem - Misstrauen, von falschen Freunden, kriminellen Kriminalern und kruden Kompromissen, davon geht Eckert auch im vorliegenden Roman nicht ab.
Ein Buch, in dessen Mittelpunkt Kommissar Bruno Wegmann steht, der fast am Leben und an der Liebe verzweifelt und zerbricht, nachdem am Anfang alles so idyllisch schien: Die perfekte Ehefrau gefunden, mit dem (beruflichen) Partner in bestem Einvernehmen - was will man mehr?
Doch dann geht Schlag auf Schlag alles kaputt, was so solide und unverrückbar schien: Der Kollege findet den Tod, so gut wie sämliche sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz zerbrechen an einer Atmosphäre von Mißtrauen und Schuldzuweisung, noch mehr Menschen sterben, alte Freunde werden zu Feinden, die Ehe ist aus ... - da ist es nurmehr ein Tüpfelchen auf dem "i", dass Wegmann selbst unversehens zum Tatverdächtigen wird.
Was er alles tut, um sich reinzuwaschen, seine krummen Touren, um die zu beschützen, die er liebt und denen er sich verpflichtet fühlt, seine Erkenntnisse, die er Schritt für Schritt mit dem Leser teilt, lassen diesen schon bald ahnen, dass sich da ein Mensch in eine Situation hineinmanövriert, aus der es kein Entkommen gibt.
Traurig ist das alles, unsagbar traurig. Und blutig, ziemlich blutig. Politisch korrekt auf keinen Fall. Aber unsäglich spannend - was sich von Kapitel zu Kapitel noch steigert, je verzwickter die Verflechtungen der beteiligten Personen untereinander werden.
Und je deutlicher wird, dass der eine aus Gewinnsucht, der nächste aus purer "Notwehr" heraus dasselbe getan haben - was dadurch aber noch lange nichts an der Verwerflichkeit dieser Aktion ändert - umso schneller fliegt der Blick über die Seiten, während da gleichzeitig dieser Drang ist, das Buch zuzuklappen, um dem unvermeidlichen Ende zu entgehen. Denn dass die Gerechtigkeit nicht siegen wird, das gehört schon fast zum Markenzeichen Eckerts. Dafür gibt es einen Boxkampf zum Schluß, der es in sich hat (und dessen Ausgang natürlich nicht verraten werden kann). Und eine (wenn auch kleine) versöhnliche Note, die zumindest im Ansatz tröstlich für den Leser ist.
Hard-boiled pur - und gut. Eben ein echter "Eckert".

Miss Sophie