Das Buch direkt bei Amazon bestellen Barbara Krohn
Rosas Rückkehr

Rütten & Loening gebunden
ISBN 3-352-00582-6

Juni 1991.
Rosa Liebmann steckt in einer Krise. Ihr Freund und Geschäftspartner Steven hat sie wegen einer anderen Frau verlassen.
Rosa verkauft ihren Anteil am gemeinsamen Coffeeshop in San Francisco und kehrt nach fast 20 Jahren in ihre Heimatstadt Scharbeutz zurück.
Als sie von Hamburg aus den Zug in das Ostseebad besteigt, entdeckt sie zufällig ihre Mutter - in Begleitung eines Mannes, der eindeutig nicht ihr Vater ist. Die beiden küssen sich leidenschaftlich. Jedem aus ihrer Familie, nur nicht ihrer fürsorglichen Mutter, hätte Rosa eine Affäre zugetraut.
Wer also ist dieser Fremde?
In Scharbeutz angekommen, macht Rosa eine grauenvolle Entdeckung: In einem Standkorb findet sie ihren Vater - aus nächster Nähe erschossen.
Kommissar Finn, ein alter Bekannter, der Rosa alles andere als gleichgültig ist, übernimmt die Ermittlungen .

Rezension:
Okay, ein Krimi lebt von Zufällen. Ohne Zufälle würde so mancher Mord nicht aufgeklärt werden, so mancher Fall ungelöst zu den Akten kommen, zu mancher Krimi kein Krimi werden. Und so spielt auch hier Kumpel Zufall eine wichtige Rolle.
Siebzehn Jahre hat Rosa in den USA gelebt ohne Kontakt mit der Familie daheim in Scharbeutz. Und nun kommt sie, ohne Ankündigung, wieder nach Deutschland.
Und da beginnen die Zufälle: zufällig sieht Rosa bei ihrer Ankunft auf dem Hamburger Hauptbahnhof die Mutter mit einem fremden Mann, zufällig ist es Rosa, die bei ihrem ersten Strandspaziergang daheim in Scharbeutz den erschossenen Vater findet, zufällig ist der ermittelnde Kommissar der Typ, für den Rosa mal seeehr geschwärmt hat.
Da die ganze Geschichte aus Rosas Sicht geschrieben ist, ist das ja auch ganz gut so, denn so bekommt der Leser alles mit, den Ehebruch, den toten Vater, Rosas eigene Recherchen und die Recherchen des Kommissars, der davon gern Rosa berichtet.
Aber andererseits ist es auch ein wenig zu viel des Guten, sprich der Zufälle.
So ganz lebensecht wirkt diese Geschichte nicht. Auch wenn sich diverse vorkommende Personen große Mühe geben, ihrem Klischee gerecht zu werden. Da ist der flippige Bruder, die pikiert-saubere Schwester, der ätzende Schwager, der verliebt-freundliche Kommissar.
Und obwohl natürlich dann doch irgendwie alles abgründiger ist als auf den ersten Blick (was bei einem Krimi ja durchaus zu vermuten ist), ist das Ende nicht gänzlich überraschend-unerwartet.
Ein eher ruhiger Krimi mit eindeutigen Charakteren, die in der einzelnen Schilderung durchaus Spaß machen, vor allem wenn sie an real existierende Nachbarn und Verwandte erinnern.
Auch das Phänomen, dass, sobald man in die alte Familienkonstellation zurück kommt, man in alte Rollen zurück fällt, auch das ist dem eigenen Leben gar nicht so fern.
Dazu ein paar lauschige Schilderungen der schönen Ostsee und weniger lauschige Situationen, wenn die große Familie zusammen trifft.
Am Ende gibt es eigentlich nur Gewinner.
Ist doch auch mal was, ein Krimi mit Happy End.

Iris Groschek