Das Buch direkt bei Amazon bestellen Sujata Massey
Bittere Mandelblüten

Original: The Flower Master
(2. Band)
Piper TB
ISBN 3-492-23864-5

Als Halbamerikanerin benimmt sich Rei Shimura in Tokio allzuoft daneben - zu frech ist ihr Auftreten, zu burschikos ihr Haarschnitt, und zu anders sind all die ungeschriebenen Regeln, denen die Japaner zu folgen scheinen.
Dann aber verliebt sich Rei Hals über Kopf und der coole Takeo zeigt ihr japanisches Leben von seiner verlockendsten Seite.
In einem Ikebana-Kurs, zu dem Rei sich auf Drängen ihrer Tante Norie entschließt, soll sie in die hohe Kunst der Blumenarrangements eingeweiht werden.
Doch kaum beginnt die Zeit der Kirschblüte und Rei mit ihrer ersten Lektion an der angesehenen Kayama-Schule, da endet die strenge Ikebana-Lehrerin mit einer Pflanzenschere im Hals - als Hauptverdächtige Tante Norie ...

Rezension:
In zwei Welten zu leben, ist nicht einfach. Rei fühlt sich in Amerika nicht mehr zuhause, aber in Japan eckt sie auch noch oft genug an.
Zum Glück kümmert sich Tante Norie um die heimkehrende Rei, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn diese sich ungebührlich benimmt und übernimmt ihre weibliche Ausbildung. Sie achtet auf ordentlichen Umgang und Einhaltung der Höflichkeiten.
Sie passt auf die Nichte auf, als diese einem Giftanschlag nur knapp entrinnt, räumt dabei gleich ein wenig auf und vernichtet dabei ein paar Beweismittel. Sie achtet auf eine ordentliche Ausbildung des guten Geschmacks und meldet Rei zu einem Ikebana-Kurs an. Denn wer gute Blumenarrangements binden kann, findet leichter einen Mann. Und kann den dann auch in einem schönen Heim beglücken.
Das mit dem Mann finden klappt sogar ganz gut. Wenn auch anders als geplant.
So sehr Tante Norie auch nerven kann, so wenig glaubt Rei daran, dass die Tante einen Mord begehen kann. Und da Rei - mal wieder! - geradezu reinrutscht in diesen neuerlichen Mordfall im wuseligen Tokio, ist es auch klar, dass sie mehr will, als nur der Polizei mit einer einfachen Zeugenaussage zu helfen.
Rei, die ihre japanischen Wurzeln liebt, die sich mit japanischen Antiquitäten auskennt und sich immer auf ihre Freunde verlassen kann (auch wenn die Freunde dabei so manches Mal in lebensgefährliche Abenteuer gestürzt werden), sie lebt mittendrin und doch ein wenig am Rande, so dass sie einiges mehr sieht, hört und mitbekommt.
Dieser Krimi macht Spaß!
Unnachahmlich, wie der Text den Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen japanischer Mentalität und westlichem Denken schafft.
Unaufdringlich und überaus spannend wird über Shinto-Schreine und Haiku-Gedichte, über Ikebana und Kendo kunstfertig und wissensreich berichtet, genauso wie über den Zusammenhang von Krebs und gespritzten Pflanzen oder die anstrengende Liebe zwischen Kumpel Richard und seinem spanischen Barkeeper.
Zwischen Rücksicht und Freundlichkeit sucht Rei die wahren Hintergründe, zwischen duftenden Blumen und kostbaren Kayama-Keramiken, findet sie Stolz und unterdrückten Hass, findet sie Liebe und Freundschaft.
Ein wunderbarer Krimi, sehr frisch, sehr informativ und auf unaufdringliche Weise durchgehend spannend.

Iris Groschek