Das Buch direkt bei Amazon bestellen Allan Levine
Mit falscher Zunge

Original: The Blood Libel
btb TB
ISBN 3-442-72754-5

Odessa 1883:
Hinter einem Lagerhaus des jüdischen Kaufmanns Max Schiff wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Die Tat ist als Ritualmord getarnt. Schiff wird verhaftet und vom Mob gelyncht - obwohl der wahre Täter woanders zu finden ist.
Jahre später wird in Winnipeg ein ähnlicher Mord begangen, der erschreckende Parallelen zum Fall von Odessa aufweist. Nachdem ein Rabbi als Mörder verhaftet wird, beauftragt die jüdische Gemeinde Sam Klein, der als Mädchen für alles bei der Bordellbesitzerin Melinda arbeitet, sich auf die Suche nach dem wahren Mörder zu machen.
Die gestaltet sich schwieriger als gedacht. Seine Nachforschungen führen ihn schon bald in die besseren Kreise der Winnipeger Gesellschaft - und zu einem windigen Makler namens Tooley, der beste Beziehungen unterhält, seine Kundschaft allerdings regelmäßig betrogen hat.
Während der Rabbi für schuldig befunden wird und gehängt werden soll, wird der wahre Mörder offensichtlich nervös: Sam selbst entgeht nur knapp mehreren Anschlägen und wichtige Zeugen müssen ihr Leben lassen.
Doch obwohl seine Jagd nach dem Schuldigen zu einem gefährlichen Wettlauf gegen die Zeit wird, lässt sich Sam nicht aufhalten.

Rezension:
Dass Allan Levine ein bekannter Historiker ist, merkt man schon nach den ersten paar Seiten. Denn eine solche Detailfülle und Genauigkeit sind bei historischen Krimis eher selten anzutreffen.
Schade eigentlich, denn Allan Levine macht vor, das daraus nicht zwangsläufig ein langweiliger und trocken zu lesender Roman entstehen muss, sondern es im Gegenteil sehr wohl möglich ist, einen fesselnden Krimi mit sympathischen Helden zu schaffen, der so ganz neben bei solide geschichtliche Hintergründe vermittelt.
Trotzdem dürfte der Autor letztendlich so ziemlich jedem Leser eindrucksvoll bewiesen haben, wie leicht die Massen mittels Propaganda und gezielt gestreuten Gerüchten gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe aufzuhetzen sind und das allein aufgrund langgehegter, latenter Vorurteile.
Denn in Winnipeg (Kanada) kocht 1911 die Stimmung der (nichtjüdischen) Bevölkerung - angeheizt durch die Presse - nach der Ermordung eines kleinen katholischen Mädchens und der Verhaftung des örtlichen Rabbis so hoch, dass die Massen mit Ausschreitungen gegen die jüdischen Bewohner beginnen und sich ein Pogrom abzuzeichnen beginnt.
In dieser spannungsgeladenen Atmosphäre ermittelt Sam Klein, von den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde beauftragt, um die Unschuld des Rabbis zu beweisen und so die Verfolgungen zu beenden, was ihm natürlich auch in einem furiosen Showdown gelingt.
Ein spannendes Debut, das richtig Lust macht auf Fortsetzungen um den (Amateur)-Detektiv Sam Klein, auch wenn der ausführliche (und das Herz jedes Happy End liebenden Lesers befriedigende *gg*) Epilog das Gegenteil vermuten lässt.

Kathrin Hanik