Das Buch direkt bei Amazon bestellen Friedrich Ani
Süden und der Strassenbahntrinker

(2. Band)
Knaur TB
ISBN 3-426-62068-5

Tabor Süden hat Urlaub, baut Überstunden ab und tut nichts, außer sich gelegentlich mit Sonja Feyerabend zu verabreden.
Doch dann wird er überraschend ins Dezernat 11 gerufen: Dort nervt ein Mann alle Kommissare, und sie werden ihn nicht mehr los.
Jeremias Holzapfel kam auf die Vermisstenstelle, um mitzuteilen, er sei wieder da. Kurios daran ist nur: Niemand hat ihn als vermisst gemeldet.
Und so nimmt sich Süden dieses seltsamen Rückkehrers an - und tritt mit ihm eine Reise in eine schmerzhafte Vergangenheit an ...

Für diesen Roman (und die Bände "Süden und das Geheimnis der Königin" sowie "Süden und die Frau mit dem harten Kleid") erhielt der Autor den Deutschen Krimi Preis 2003.

Rezension:
Der erste Band seiner Reihe um Kommissar Tabor Süden und die Kollegen vom 11. Dezernat ("Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels") hat Friedrich Ani bereits den Deutschen Krimipreis 2002 eingetragen.
Im vorliegenden Roman um die ebenso geheimnisvolle wie tragische Figur des verzweifelten Ex-Radiosprechers und Schauspielers Jerry Holzapfel beweist der preisgekrönte Schriftsteller, dass seine Protagonisten auch weiterhin tragfähige Typen und keine Abziehbilder wie so viele 0815-Helden sind.
Diese Männer und Frauen, jede/r mit seinem ganz persönlichen "Päckchen" an Schicksalsschlägen, passen in keine Schablone - sie trinken zu viel, denken zu viel, haben höchst unprofessionellen Sex, verhalten sich zuweilen irrational und laufen vor sich selbst davon ... Vor allem aber sind sie wahrhaftig.
Das wiederum macht diese Story für jeden, der sich wie ich für die menschliche Natur interessiert (hätte ich sonst Soziologie studiert?) so interessant und faszinierend.
Denn dieser Kommissar Süden - mehr Schimi als Derrick, trotzdem er in München operiert -, braucht keine actionreichen Verfolgungsjagden, um die Leser in seinen Bann zu ziehen. Es genügt, dass er Schicht um Schicht die Schleier um die Vergangenheit von Holzapfel lüftet - und dabei einer nach der anderen den Menschen - allen voran den unterschiedlichsten Frauen - begegnet, die darin eine Rolle gespielt haben.
Es ist kein "lauter" Krimi, den Ani hier seinen Lesern präsentiert, sondern ein Buch, das unter die Haut geht und das man mit Sicherheit nicht aus der Hand legt und vergisst.

Barbara Schöneberger