Das Buch direkt bei Amazon bestellen Edmund Crispin
Heiliger Bimbam

Original: Holy Disorders
(2. Band Gervase Fen)
DUMONT's Kriminalbibliothek TB
ISBN 3-7701-5878-4

"Während sein Taxi sich durch den Verkehr vor der Waterloo Station arbeitete, wie eine übereifrige Biene, die an der Spitze eines Schwarmes drängt, las Geoffrey Vintner noch einmal den Brief und das Telegramm.
Er fühlte sich so unglücklich, wie es wohl jeder wäre, der nicht gerade von Abenteuergeist beseelt ist, aber einen Drohbrief sowie ausreichend Hinweise dafür erhalten hat, dass die darin enthaltenen Drohungen vermutlich in die Tat umgesetzt werden."

Das Provinzstädtchen Tolnbridge schreckt hoch, als Gervase Fen sich auf die Spur eines Todesfalls in der Kathedrale begibt. Auf den Organisten Brooks ist ein Mordanschlag verübt worden.
Gervase Fen beordert einen befreundeten Komponisten her, um Brooks zu ersetzen. Aber jemand hat es darauf abgesehen, die Anreise zu vereiteln.
Hinter dem kleinstädtischen Anstand verbirgt Tolnbridge ein Geheimnis. Nur der arrogante Gervase Fen ist in der Lage, die Stücke dieses faszinierenden Puzzles zusammenzufügen.

Rezension:
Auch in seinem zweiten Abenteuer ermittelt der Literaturprofessor Gervase Fen und - nach seiner eigenen Meinung - begnadeter Amateurdetektiv wieder in einem überaus verzwickten Mordfall.
Der zweite Weltkrieg ist angebrochen und überall werden Spione gewittert. Kein Wunder, dass da dem örtlichen Inspector ein - vergleichsweise - "harmloser" Überfall auf den Organisten der Kathedrale lieber ist. Doch nach kurzer Zeit wird aus dem Überfall ein Mord und der Inspector weiß nicht mehr ein noch aus und will Scotland Yard einschalten.
Gervase Fen dagegen, eitel wie eh und je, fühlt sich nun erst recht herausgefordert und glaubt sich auch schon auf einer heißen Spur. Treffend und kein bisschen eingebildet ;-)) bemerkt er deshalb: "Appleby! Appleby! Was wollen die denn mit Appleby, wenn ich hier bin?" (Zitat S.89; hierzu Anm. d. Rezensentin: Inspector Appleby ist der Serienheld von Michael Innes, einem anderen britischen Krimiautor aus derselben Periode).
Überhaupt strotzt dieser Kriminalroman nur so vor literarischen Anspielungen, egal ob es sich dabei um John Dickson Carr lesende Priester, Shakespeares Theaterstücke, den Raben aus dem gleichnamigen Gedicht von Edgar Allan Poe oder eben um jenen Inspector Appleby handelt.
Desgleichen vervollkommnet Crispin die hohe Kunst des "Fair Plays", nach dessen Regeln kein einziger Hinweis vor dem Leser verborgen werden darf, und gibt sogar bei der Auflösung entsprechende Querverweise, auf welchen Seiten bestimmte Details erwähnt wurden, so dass auch der ungläubigste Leser zugeben muss, dass bei Mr. Crispin alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Natürlich war Gervase Fen auf der richtigen Spur und präsentiert am Ende - wenn auch ein bisschen ramponiert - die wahren Täter, die trotz der gegebenen Hinweise höchstens intuitiv erraten werden können, denn Edmund Crispin hat selbstverständlich eine überraschende, technisch etwas kompliziertere, aber höchst logische Lösung parat.
Ein wunderbarer Kriminalroman, der nicht nur Liebhabern des Golden Age ein paar wirklich unterhaltsame und amüsante Stunden bieten dürfte.

Kathrin Hanik