Das Buch direkt bei Amazon bestellen Giorgio Scerbanenco
Die Verratenen

Original: Traditori di tutti
Kremayr & Scheriau gebunden
ISBN 3-218-00699-6

Sanft lässt in einem Vorort von Mailand die junge Frau das Auto über den Rand der Brücke ins Wasser gleiten. Das Paar auf der Rückbank spürt nicht, wie es dem sicheren Tod entgegen geht, denn Alkohol und gutes Essen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Die junge Frau aber fährt ins Hotel zurück, packt ihre Sachen und kehrt heim nach Amerika.
Die Polizei steht vor einem Rätsel: Innerhalb weniger Tage haben mehrere Menschen in einem Vorort von Mailand ihr Leben verloren. Ihre Autos stürzten in den kleinen Fluss des Ortes.
Erst der ehemalige Arzt Duca Lamberti bringt Licht in die mysteriösen Vorgänge. Er berichtet Polizeichef Carrua vom Besuch eines zwielichtigen Herrn, der sich Solvere nannte und ihn in einer delikaten Angelegenheit aufgesucht hat.
Der Besucher kannte Lambertis Namen angeblich von einem Freund namens Sompani, und dieser Sompani ist einer der Toten im Fluss. Als nun kurze Zeit später Solvere ebenfalls tot aus dem Fluss gezogen wird, stoßen Lamberti und Carrua auf Indizien für einen international tätigen Schmugglerring, der vor keiner Brutalität zurückschreckt.
Doch trotz mehrfacher Attacken lassen sich die beiden Ermittler nicht mehr von ihrer Fährte abbringen und heben schließlich die örtliche Schmugglerzentrale in einem abgelegenen Landgasthaus aus.
Der Tod von Sompani und seiner Freundin passt allerdings nicht ins Bild. Da erreicht Lamberti ein Brief, in dem sich eine junge Frau zu den Morden bekennt. Sie hat ganz persönlich Rache genommen für die skrupellosen Verbrechen des Paares während des Zweiten Weltkrieges.
Die Beichte stürzt Duca Lamberti in einen Gewissenskonflikt ...

Rezension:
Wie schon in "Das Mädchen aus Mailand" - dessen Figuren der Autor hier ein weiteres Mal auftreten lässt - ein kurzweiliger gut geschriebener Krimi bei dem Doktor Lamberti nun einfach Polizeikompetenzen übernimmt, um den Fall zu lösen.
Jemand verspricht ihm die Lizenz als Arzt zurück, wenn er ein Mädchen wieder zur Jungfrau operiert. Er lässt sich darauf ein, nimmt das Geld und informiert gleichzeitig seine Polizeifreunde.
Die Patientin kommt aus einem Dorf, das noch nicht mal eine eigene Postadresse hat,...und wenn man mit der Adresse fertig ist, ist der Kugelschreiber leer. Auch alle weiteren "Kandidaten" kommen aus diesem Dorf.
Manchmal kann man laut lachen und dann bleibt das Lachen angesichts der Bilder, die durch die literarische Kunst Scerbanencos entstehen, im Halse stecken. Z. B. wenn man an das "Mädchen aus Mailand" denkt, das jetzt mit 77 Narben im Gesicht leben muss und Duca Lambertis schlechtes Gewissen wachhält.
Einige grausame Morde geschehen bis er über seine eigenen Kräfte hinauswächst und...? Na was? Spannung bis zum Schluss, eben.

K. Ara