Das Buch direkt bei Amazon bestellen Rüdiger Schneider Rainer Küster
Der Kreis des Kopernikus

Militzke TB
ISBN 3-86189-254-5

In einem Bochumer Gymnasium wird der Lehrer Georg Westerlohe ermordet aufgefunden. Er war verantwortlich für das Austauschprojekt europäischer Schulen, das Kopernikus-Projekt.
Als Hauptverdächtige gilt die Warschauer Gastlehrerin und Geliebte Westerlohes Anna Wronska. Verdachtsmomente zeigen sich auch beim Schuldirektor Dr. Goltzmann, dessen Karriere eng mit dem Namensgeber der Schule - Tilman Trösken - verbunden ist. Während der NS-Zeit war Trösken Direktor des Gymnasiums und genießt, vor allem Dank Goltzmanns Engagement, seither den Ruf eines Helden: Trösken soll einen polnischen Zwangsarbeiter versteckt haben, der allerdings kurz darauf spurlos verschwand.
Westerlohe stellt eigene Untersuchungen an und kommt dabei einem fatalen Schwindel auf die Spur.

Rezension:
Krimi und Schule - geht das?
Dazu noch an einer Bochumer Schule - geht das wirklich?
Und außerdem noch von einem Autorenteam aus dem Ruhrgebiet - da denkt man natürlich zuerst einmal an Leo P. Ard und Reinhard Junge.
Und so weit sind Reinhard Schneider und Rainer Küster auch gar nicht von den Erfindern des "Ekel von Datteln" und der "Klassenfahrt" entfernt: Viel Bochum auch bei ihnen, eine Menge Spitzfindiges aus dem Berufsleben geschlechtsreifer Pädagogen und dazu noch die für einen politisch korrekten Bochum-Krimi unvermeidliche Prise Vergangenheitsbewältigung.
Wer also hat Lehrer Westerlohe im Computerraum des Trösken-Gymansiums mit der Gymnastikkeule aufs große metaphysische Pädagogenseminar geschickt?
Wirklich die absolut unschuldig daherkommende polnische Austauschlehrerin?
Vielleicht die esoterisch abgedrehte Studienrätin mit ihrem technikfeindlich regional-feministischem Tick?
Oder doch der grapschende und trinkende Klischee-Sportlehrer?
Oder last but not least möglicherweise vielleicht sogar der edel vergangenheitsbewältigende Direktor himself, der mit einer gelähmten Frau daheim und einer karrierehungrigen Liebschaft in der Einfamilienhaussiedlung geschlagen ist?
Wer bei einer solchen Gemengelage allerdings etwas Krimi-Comedy im Kollegium erwartet, der irrt. Die Kommissare Brenner und Rogalla ermitteln in bester Tatort-Manier (Stoever und Brocki lassen grüßen) nach dem Handbuch für Krimi-Ermittler vor sich hin, fragen mal den einen und fahren dann durch halb Bochum (Straßennamen! Lokalkolorit!) um den anderen zu fragen.
Nicht viel Neues an der Regionalkrimi-Front also, abgesehen von der wirklich guten Schlussidee der Geschichte, die letztlich die Auf- und Erklärung des polnischen Hintergrundes bringt, der die ganze Geschichte teilweise aufdringlich durchzieht.
Doch leider wird da aber auch viel verschenkt von einer Geschichte, die das Zeug zu einem Thriller gehabt hätte - aber zu einem ganz anderen.

Reinhard Jahn