Carsten Sebastian Henn
In Vino Veritas

(1. Band)
Emons TB
ISBN 3-89705-240-7

Der berühmteste Winzer der Ahr wird tot in einem hölzernen Maischebottich aufgefunden.
Motive für einen Anschlag auf das exzentrische und streitlustige Genie finden sich viele, und auch Julius Eichendorff, Koch und Besitzer des Renommierrestaurants "Zur Alten Eiche", gerät unter Verdacht. Er ist gezwungen, den Mörder zu suchen.
Mit jeder kleinen unverfänglichen Plauderei kommt Julius näher an den Mörder heran - bis es auch für ihn heiß wird. Heißer sogar, als für ein englisch gebratenes Steak ratsam.

Rezension:
In Vino Veritas - aber nicht nur im Wein liegt die Wahrheit sondern auch in einem Wein-Krimi - und DIE kommt letztlich immer ans Licht, selbst wenn es erst auf Seite 184 des 205 seitigen Blood & Food Krimis ist.
Nicht alles, was im Ahrtal - im westlichen Zipfel der Eifel an den Rhein grenzend - verlockend rot fließt ist Rotwein. Diese Erfahrung muss Julius Eichendorff in der eigenen Familie machen, als seine Großcousine Gisela unter Mordverdacht an ihrem Mann Siggi inhaftiert wird. Auf der Suche nach dem wahren Mörder - denn von Giselas Unschuld ist Julius im Gegensatz zu Kommissarin von Reuschenberg überzeugt - jagt er rotbestrumpfte Weinbergwanderer und schließt sich sogar einer geheimnisvollen Bruderschaft an, deren Beteiligung er im Mordfall Siggi Schultze-Nögel vermutet. Und seine Theorien scheinen sich zu bestätigen, als weitere Morde geschehen, die Gisela nicht verübt haben kann.
In Anlehnung an "Die Schlemmerorgie" wird hier zwar nicht mit einer Entenpresse sondern vielmehr mit Keltermaschinen gemordet - aber, Hand aufs Herz, angenehmer stirbt es sich darin nun auch nicht ...
Hercules Poirot gleich lädt der Kulinariker Eichendorff - hauptberuflich Koch der gehobenen Küche - die Verdächtigen aus Familie, Freunde, Partnern & Politik zum großen Show-Down mit Kochtopf, Messer & Gabel.
Wenn auch der Spannungsbogen nicht ständig dem Auge schmeichelt, so beinhaltet das Buch neben allerlei Gaumengenüssen flüssiger und fester Art für den Laien doch allerlei Lehrreiches hinsichtlich Weinanbau- und gewinnung.
Ein Erstling mit einem recht ungewöhnlichen Thema, den der Autor und Journalist Henn abliefert (im echten Leben ist der Mann u. a. Weinjournalist für Fachmagazine, also wen wundert es da noch ;)), mit zeitweise mehr Lokalkolorit als Spannung und Action; und doch ein Krimi, der es verdient gelesen zu werden, um dann erwartungsvoll den Blick gen Ahr zu wenden, um zu sehen, was der Autor als nächstes folgen lässt.

Woerdi