Das Buch direkt bei Amazon bestellen Dieter Bromund
Die wandernden Sände

Leda TB
ISBN 3-934927-15-7

Lüke Buhsbohm lebt seit Jahrzehnten zurückgezogen auf Langeoog.
Nach dem mysteriösen Tod des Sonderlings forscht Segler Heiko Husmanns auf der Nordseeinsel nach den Gründen. Angeblich wusste Buhsbohm von einem Schatz, der unter den tückischen Sandbänken verborgen ist.
Die wandernden Sände von Langeoog verändern sich mit jeder Tide. Aber bergen sie wirklich Reichtümer? Und was wissen die Insulaner?

Rezension:
Hitlers Schatz könnte überall sein, warum nicht auch vor der Ostküste Langeoogs?
Vergangenheit ist auch in der Zukunft lebendig. Kriegsverletzungen schmerzen auch vierzig Jahre später. Minen können explodieren. Oder ihren Inhalt weiterhin verborgen halten. Das sind dann die Blindgänger. Oder?
Trotz allen Bezugs zu vergangenen Kriegszeiten ist diese Geschichte weitgehend davon entfernt, gestrig oder altmodisch zu sein. Wenn auch die Frau an sich diesmal nur schmusen und kochen und ab und zu in untergeordneter Stellung berufstätig sein darf.
Da aber die vorkommenden Rollen vorwiegend durch Männer besetzt worden sind, die in aller Ruhe rauchen, trinken und dabei ein Puzzle aus der Vergangenheit lösen, sollte dies nur nebensächlich sein.
Hauptsächlich geht es nämlich um Einzelgänger. Solche, die sich an der See zur Ruhe setzen, sind ehemalige oder aktive Mariner. Wobei die Wehrmachtsangehörigen vornehmlich an ihren fehlenden Gliedmaßen erkennbar sind.
Klassisch führt die private Neugier (angefacht durch Kumpels aus Kneipe und vorm Funkgerät) den ansonsten unbescholtenen Seemann Heiko Husmanns in eine Art Kriminalfall. Oder eher: In eine Recherche.
Ist Lüke Buhsboom ermordet worden? Warum? Von wem? Da wird klassisch kombiniert und geschnüffelt. Figuren werden zu Puzzleteilen, die auftauchen, die auf Husmanns zukommen, die ihm genannt werden, die er trifft. Und diese fügen sich stets in das Puzzle ein, bis das Gesamtbild vor einem liegt.
Es wird auf ruhige nordische Art nachgedacht und überlegt und dabei Tee mit Kandis und Sahne getrunken. Ein klassischer Amateurdetektivroman, obwohl eindeutig an der Nordsee angesiedelt, wellen- und höhepunkttechnisch eher unbewegt wie die ruhige Ostsee, in dem sich in der Weite des Nordens alles fügt und Überraschungen eine Seltenheit sind.
Gewinner bleibt der seebärige Protagonist, der für den kommenden Herbst in einen sicheren weiblichen Hafen einfährt und sich mit seiner Detektivarbeit letztlich noch ein kleines Geschenk macht.
Doch soll nicht alles verraten werden. Anfang und Ende liegen im natürlichen Nebel. Trotz dichten Nebels hatte sich eingangs Kapitän Husmanns vom Festland aus auf den Weg zur Insel gemacht, wo Lüke Buhsboom sein einsiedlerisches Leben beendet hat. Und im Bodennebel auf dem Watt wird sichtbar, worum es die ganze Zeit ging.

Iris Groschek