Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nicci French
Ein sicheres Haus

Original: A Safe House
Goldmann TB
ISBN 3-442-43552-8

Das idyllisch gelegene Haus in Essex erscheint Samantha ideal, um wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen.
Doch das ländliche Glück erweist sich als trügerisch als ein furchtbarer Mord geschieht: Im benachbarten Stamford wurde das wohlhabende Ehepaar Mackenzie getötet. Nur die neunzehnjährige Tochter Fiona hat überlebt, und Samantha nimmt das Mädchen bei sich auf.
Aber eines Tages ist auch Fiona tot.
Samantha hat einen Verdacht, doch bevor sie etwas unternehmen kann, wird ihre eigene Tochter entführt.

Rezension:
Zuhause ist man sicher. Ist klar. Sich vorzustellen, dass Fremde in der eigenen Unterwäsche wühlen, die letzte Flasche Bier aus dem eigenen heimischen Kühlschrank nehmen oder sich nach getaner Arbeit die Hände im eigenen heimischen Waschbecken waschen - eigentlich unmöglich. Denn zuhause, das ist privat, da kann man sich hängen lassen, in Jogginghosen rumlaufen und ungeniert gähnen, husten und in der Nase bohren und nur die Leute reinlassen, die man auch hier haben will.
Umso schlimmer, wenn Einbrecher die gewohnte Ruhe durchbrechen, wenn fremde Hände im Eigentum wühlen, wenn die Privatsache ins öffentliche Interesse gerückt wird. Und noch viel schlimmer, wenn man zuhause ist, wenn die Terrassentür kracht oder das Erdgeschossfenster splittert.
"Ein sicheres Haus", so viel ist sicher, gibt es nicht. Der Titel verspricht nachvollziehbare Spannung - und bringt noch mehr! Ist die Hauptakteurin, die hier zu Worte kommt, anfangs eher unsympathisch, so gewöhnt man sich lesenderweise an ihre Sicht der Dinge und merkt nach und nach, dass ihr Leben, immerhin das einer erfolgreichen Psychologin, durchaus Parallelen zum eigenen Durchschnittsleben hat.
Verständlich ihre Gefühle als Mutter einer kleinen Tochter - vom schlechten Gewissen übers Genervtsein bis zu zärtlichen Momenten. Nachvollziehbar die ambivalenten Gefühle als Geliebte eines arbeitslosen Schauspielers mit viel Sex und wenig Sicherheit. Einsichtig ihre Irritation und Ablehnung, als sie ein traumatisiertes Mädchen bei sich aufnehmen soll - und in ihrem Hinterkopf doch berufliches Interesse, ob sie nicht doch....
Dieses Mädchen hat Schlimmeres erlebt als Einbrecher. Ein Mörder war in ihrem Haus. Und nur durch Zufall oder Glück hat sie überlebt.
Die auf Traumata spezialisierte Psychologin, die nicht kochen und nicht gärtnern will und vor kurzem aufs Land gezogen ist und das Mädchen, das bei ihr einzieht, nähern sich, nicht zuletzt über die kleine Tochter, langsam an. Zwischen alltäglichem Chaos leise Versuche des Verstehens.
Und dann ist wieder alles anders. Ist alles so, wie es scheint? Ist das zuhause ein zuhause? Ist ein Freund ein Freund? Dieses Buch spielt gekonnt mit Gefühlen von Liebe bis Hass, von Erwartung bis Enttäuschung, von Nähe und Täuschung.
Auch wenn die eine oder andere Erwartung erfüllt wird, wenn der versierte Krimileser dann und wann Ahnungen hegt, die sich bewahrheiten - dieser Krimi ist gut beobachtet, klar durchdacht, keine Handlung endet im Nichts, keine Person taucht auf und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Alles hat seinen Sinn. Diese lebensnah konstruierte Geschichte mitzuleben ist spannend und die Leselust steigert sich mit der Anzahl der Seiten.
Noch eine Bitte am Schluss: Nicht den ausführlichen Klappentext vorher lesen - er nimmt zu viel vorweg und man wartet zu sehr auf die angekündigten Dinge, die passieren sollen!

Iris Groschek

Ach ja: Wer mehr über das schreibende und so natürlich aus männlicher wie weiblicher Sicht versiert erzählendes Ehepaar Gerrard/French wissen möchte: http://www.niccifrench.com.