Das Buch direkt bei Amazon bestellen Gunter Haug
Tauberschwarz

(6. Band)
Gmeiner TB
ISBN 3-926633-53-0

Ein Selbstmörder, der sich von Europas höchster Autobahn-Brücke - der Kochertalbrücke - stürzt. Für Polizei und Kriminalkommissar Horst Meyer ist schnell klar: Tragisches Ende eines Menschen, der immer tiefer in Depressionen verfallen ist.
Ein Trugschluss wie sich im darauf folgenden Jahr beim Radurlaub der Meyers im Hohenlohischen herausstellen soll.
Merkwürdige Gestalten auf dem Campingplatz, ein Grabtuch Christi und eine im Taubertal agierende Sekte versetzen den Kommissar samt Familie in einen Strudel religiösen Wahns, finsterer Intrigen und krimineller Handlungen. Anstelle von gemütlichen Weinproben und sonstigem Urlaubsvergnügen nimmt ein Gänsehaut erregendes Katz-und-Maus-Spiel seinen rätselhaften Lauf.

Rezension:
Nach dem eher letzten, eher schwächeren Band um den schwäbischen Kriminalkommissar Horst "Hotte" Meyer ist "Tauberschwarz" wieder eine angenehme Überraschung für den Schwaben-Krimi-Fan.
Statt einem geruhsamen Sommerurlaub im beschaulichen Taubertal gibt es für Horst Meyer, seine Frau Claudia und seinen Freund Michael Protnik samt nerviger Freundin eine Menge mysteriöser Ereignisse rund um eine ortsansässige Sekte aufzuklären, die schließlich sogar in einem Mord gipfeln...
Gunter Haug ist es wieder gelungen, einen interessanten und kniffligen Kriminalfall mit kulinarischen Exkursen (hauptsächlich der Weinprobe gewidmet) und netten Szenen aus dem typisch schwäbischen Familienleben zu verbinden, ohne dabei den Fall in den Hintergrund geraten zu lassen.
Das einzige Manko: Die Auflösung des Krimis (auch wenn die Hintermänner wie üblich im Dunkeln blieben und ungehindert weitermachen konnten) kommt - im Verhältnis zum Handlungsaufbau - etwas zu plötzlich.
Als kleines Extra gibt es (auch das für die Fans eine mittlerweile liebgewordene Gewohnheit) ein Lesezeichen mit Informationen über die Touristikregion Baden-Württemberg, die den Schauplatz der Kriminalhandlung bildet: Diesmal also die Hohenlohe und das Taubertal.
Ein gelungener Kriminalroman, der sicherlich nicht nur "Hotte"-Fans bestens unterhalten dürfte.

Kathrin Hanik

 

Gastrezension(en):


Name: Literatenkritik
Email: literatenkritik@web.de
Datum: 8.10.2003 (23:29)

Die Beurteilung: Der Autor schreibt in auktorialer Erzählweise, jedoch schwebt er derart offen über dem Fall, dass er längst schon alle Details bekannt gibt, ehe der Kommissar selbst davon erfährt. Zwar ist die Exposition noch gelungen, doch setzt dort bereits der Schreiber seinen ersten Spannungshemmer, in dem er einen seiner beiden Täter „Siggi“ nennt. Und gleich nach Ankunft auf dem Campingplatz, bricht ein Bibelzitate rezitierender Spinner namens Siegfried Kohlmüller in die familiäre Idylle ein. Siggi und Siegfried liegen im süddeutschen Sprachraum so nahe beieinander wie Spätzle und „Soß“. Die Sprache des Autors verebbt meist, nach einem ins Kapitel einführenden klischeehaften Bildes (wabernde Nebelschwaden, Durcheinander aus Molltönen), im undurchdringlichen Wust eines dörflerisch geprägten Stammtischniveaus. Die Hauptperson „Hotte“ hat den Charme eines Rasiermessers und agiert eher als duckmäuserischer Pantoffelheld, der weder die Ermittlungen leitet, noch ihr entscheidende Impulse verleiht. Er wird eher vom Strom der Ereignisse und der Zufälligkeiten mitgerissen. Über den Freund des Kommissars, dem „Sputnik“ und der nervenden Frau Abele, genannt „Bebele“ (welch genialer komödiantischer Schachzug), will ich keine Worte verlieren, da sie es nicht Wert sind. Stereotype Dialoge, farblose Typen und viel nervtötendes Drumherum mischen sich mit nichts sagenden, langweiligen und teilweise fehlerhaften Szenen. Zum Beispiel die Bedienung im Gasthaus auf dem Campingplatz. Nachdem „Hotte“ bei ihr einen Rotwein, einen Tauberschwarz, bestellt, gibt sie ihm eine recht schnippische Antwort. Hier merkt der Autor wörtlich an: „Und dabei war sie doch gar nicht blond …“ (Seite 63). Nur fünf Seiten später nennt Haug sie „Das blonde Gift …“, doch das ist nicht der einzige Fehler. Auf Seite 44 – „Hotte“ schiebt gerade sein Fahrrad durch die Gegend – klingelt plötzlich sein eigenes Handy. (im Text: Horst überlegte krampfhaft, während er in der Gepäcktasche seines Fahrrades nach dem Handy suchte. Ja, richtig, nach seinem Handy … Auf Seite 242 fragt der gleiche „Horst“ seinen Kollegen „Sputnik“ nach dessen Handy, weil er dringend telefonieren muss. Hierbei folgt nachstehender Dialog: „Aber du hast doch selber so ein Teil. Ein Diensthandy sogar!“, maulte Protnik (Sputnik), dem die Petersilie an diesem plötzlich gar nicht mehr so strahlenden Vormittag nun eh schon verhagelt war. „Das werde ich grade noch in den Urlaub mitnehmen! Nein danke!“, schüttelte Horst den Kopf. „Und privat will ich mir so ein Ding gar nicht erst anschaffen! Immer und überall erreichbar zu sein: Eine Horrorvision!“ Eine wahre Horrorvision, doch damit nicht genug. „Hotte“ wandert mit dem Rad durch das Taubertal. Mit dem Rad wohlgemerkt. Später, gegen Ende des Falles, als es wichtig ist, dass er schnell an einen anderen Ort gelangt, benutzt er seinen Wagen. Obwohl er doch mit dem Rad unterwegs war und nach seiner Ankunft auf dem Campingplatz im ersten Teil dort zuerst einmal seine Zelte aufschlug. Diese Gräueltaten des Autors ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Da frage ich mich wirklich, was hat das Lektorat mit dem Text gemacht? Hat es daran gearbeitet oder hat es geschlafen? Kurzum, dieser Roman ist genauso spannend inszeniert, wie der Jahreshaushaltsbericht des Kassenwarts der Kleintierzüchter von Kleinpoppenpol. 267 Seiten geballte Langeweile, Fehler auf Fehler, Stuss und Verdruss. Schade nur, dass es für „kaputte Bücher“ keine Produkthaftung des Autors oder des Verlages gibt. Jede Waschmaschine dieses Niveaus wäre noch am selben Tage ausgetauscht worden. Fazit: Es gibt Bücher, die sind wie ein zartes Lachsfilet in schmackhafter Rieslingsoße, wie ein einzigartiges Kalbsbries oder wie ein herzhaftes Rinderfilet in einer Sauce Burgund. Andere sind wie Erbsensuppe oder Ravioli aus der Dose. Und wieder andere schmecken wie eine versalzene Suppe, wie ein vertrocknetes Steak oder ein verbranntes Stück strähniges Schweineschnitzel. Und „Tauberschwarz“ ist eines der letzteren Sorte. Es ist eines der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe. Und der persönliche Abspann des Autors am Ende der Geschichte, der mit den Worten endet: … und seien Sie versichert: „Hotte“ macht weiter !!!, klingt für mich wie eine Drohung.