Ian Rankin
Wolfsmale
Original: Wolfman (1992), Tooth and Nail (1998)
Dank seiner Expertise auf dem Gebiet der Serienmorde wird Chief Inspector John Rebus, der wundervolle Serienheld von Ian Rankin, der melancholischen Cop mit so einigen Ecken und Kanten, nach London gerufen.
Rezension:
K. Ara
(3. Band)
Goldmann TB
ISBN 3-442-44609-0
Diesen Ausflug verdankt er seinen "Profiler"-Qualitäten, Serienmörder durch Aufdecken ihres Verhaltens, des "Modus operandi", zu stellen. Nur allzu verständlich, dass seine Londoner Kollegen nicht so begeistert sind, jemanden vor die Nase gesetzt zu bekommen, der anscheinend alles besser weiß und der diesen starken Akzent aus dem Norden mitbringt.
Noch dazu haben sie es in Rebus mit einem eigenbrötlerischen Kauz zu tun, der auch mal in puncto Dienstvorschrift Fünfe gerade sein lässt. Für Zündstoff zwischen den Kollegen ist gesorgt.
Aber um Vorurteile zwischen Engländern und Schotten aus dem Weg zu räumen, ist er nicht gekommen. Seine Mission heißt, einen Serienmörder zu stellen: In London geht der "Wolfman" um. Seinen Spitznamen hat er sich nicht nur damit verdient, dass sein erstes Opfer in der Wolf Street gefunden wurde.
Sondern, viel schlimmer und grausamer: Er "reißt" seine Opfer regelrecht, allen ist gleich, dass sie tiefe - menschliche - Bisswunden tragen.
Rebus gräbt sich in das kranke Wesen des Täters ein, und nicht zuletzt durch die Tipps einer attraktiven Psychologin gelingt es ihm, die Fährte des Mörders aufzunehmen...
Sie stößt mit dem Messer zu. So der erste Satz.
Eine Serienmörderin?
Weiter geht es zwischen leeren Bierdosen und verschlampter Fahrkarte im Polizeialltag. Der Leser darf sich amüsiert erholen von dem Schocker der ersten Seite. Kommissar Rebus, "der Wallander aus Schottland", will dem Glück Nachhilfe erteilen und ist aus Edinburgh nach Schottland gerufen worden, um den/die Serienmörder/in zu fangen. Kaum angekommen muss er einer Autopsie beiwohnen, bei der sich auch der Leser, wie Rebus, über den Magen streicht.
Schwer genug, dazu pinkeln ihm die neuen Kollegen noch in den Tee. Mobbing und Sprachprobleme. Was, zum Teufel, war überhaupt ein Beigel? (S.46) Rebus freundet sich doch mit dem Kollegen Flight an und verliebt sich. Eine Rankin-Eigenheit ist es (oder schottische Gepflogenheit?), dass sich die Frauen nach Maria-Schell-Art unterhaken. Der "Wolfsmann"? Ach ja, der mordet weiter...
Am Schluss möchte sich der Leser bei Rebus unterhaken, ist er doch als einziger unverdächtig.
Spannung und Unterhaltung bis zum Schluss. Wie beruhigend, dass der "Wolfsmann" so heißt, weil sein/ihr erstes Opfer in der Wolfsstraße gefunden wurde und NICHT wegen der Bissmale, die er/sie den Opfern zufügt.