Ugo DiFonte
Der Vorkoster
Original: The Foodtaster The Story of My Incredible Life
Als die Pest im Jahr 1534 seine Mutter dahinrafft und sein Bruder die gesamte
Schafherde erbt, muss der junge Ugo DiFonte die grünen Hügel seiner umbrischen
Heimat verlassen und sich als Holzknecht verdingen. Das erweist sich als Glücksfall:
Ugo wird wie ein Sohn im Haus eines Bauern aufgenommen und verliebt sich
sogleich in dessen bildschöne Tochter.
Rezension:
Leia
Ehrenwirth gebunden
ISBN 3-431-03506-X
Das Glück mit Elisabetta währt jedoch nicht lange. Die junge Frau stirbt bei der
Geburt ihrer Tochter Miranda. Ugo ist verzweifelt, aber das hübsche Mädchen, das
Elisabetta wie aus dem Gesicht geschnitten ist, tröstet ihn in seinem Kummer.
Als fürsorglicher Vater setzt Ugo alles daran, Miranda Entbehrungen zu ersparen.
Aber es will ihm nicht gelingen. Der Hunger wird zu ihrem ständigen Begleiter, und
Ugo weiß in seiner Not nicht mehr ein noch aus. Das ändert sich erst, als der Herzog
von Corsoli während der Jagd auf Ugos armselige Behausung stößt. Der despotische
Herrscher befiehlt Vater und Tochter in seinen prächtigen Palazzo, wo er Ugo zu
seinem Vorkoster bestimmt.
Was zunächst paradiesisch anmutet, entpuppt sich als eine der gefahrvollsten
Aufgaben bei Hofe. Giftanschläge auf den verhassten Fürsten sind die Regel, und
Ugo erfährt zu seinem Entsetzen, dass sein Vorgänger mit abgeschlagener Zunge tot
im Festungsgraben liegt ...
Wie Ugo sich aus dem unbedarften Burschen in einen charmanten Höfling
verwandelt, der alle Intrigen durchschaut und gewitzt abzuwehren weiß, das wird mit
Spannung und Farbe erzählt. Wobei die Düfte zahlloser landestypischer Speisen
Ugos Lebensgeschichte ebenso würzen wie die Angst des Vorkosters, der sich
angesichts üppiger Bankette bald nach einer einfachen - ungefährlichen - Mahlzeit
sehnt. Und dem der Hunger nach Freiheit und das Verlangen nach Liebe einen
gewagten Plan eingeben ...
Hier liegt ein wahrer Leckerbissen historischer Erzählungen vor, auch wenn dem Leser bei der Lektüre ab und an der "richtige" Appetit vergehen kann.
Sehr bildhaft, spannend und glaubwürdig präsentiert der Autor die Lebensgeschichte des Ugo DiFonte, der der Not gehorchend (was bedeutet - er hatte als einzige Alternative den direkten Tod zur Auswahl) zum Amt des Vorkosters avanciert. Seitenweise sind die Beschreibungen seines Lebens so eindrücklich, dass der Leser bei einigen Vorkostungen förmlich den schalen Geschmack des Ugo im Mund zu verspüren scheint.
Obwohl die Zeiten im 16. Jahrhundert für unsere heutigen Verhältnisse wohl eher düster erscheinen, fehlt es nicht an heiteren Szenen und auch die eingeflochtenen Liebesgeschichten rangieren eher am Rande und wirken keinesfalls aufgesetzt oder konstruiert.
Alles in allem liegt hier zwar kein echter Krimi vor, auch wenn es nahezu auf jeder Seite um Gift und Morde geht und am Ende des Buches ein tatsächlicher Mord geschieht, dennoch ist dieses Buch ein "Schmankerl" für Liebhaber historischer Romane und uneingeschränkt empfehlenswert.