Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jeffery Deaver Thomas Haufschild
Das Gesicht des Drachen

Original: The Stone Monkey
(4. Band Lincoln Rhyme und Amelia Sachs)
Deutsch von Thomas Haufschild
Blanvalet gebunden
ISBN 3-7645-0160-X

Lincoln Rhyme, der geniale gelähmte Ermittler, und seine couragierte Assistentin Amelia Sachs werden wieder einmal vom FBI dringend um Unterstützung gebeten. Die Behörden erwarten nämlich die Ankunft des chinesischen Schmugglerschiffs "Fuzhou Dragon" im New Yorker Hafen, das illegale Immigranten ins Land schleusen soll.
Doch dem FBI geht es in diesem Fall weniger um die Illegalen an Bord, als um einen skrupellosen Kapitalverbrecher, der an der Spitze aller internationalen Fahndungslisten steht. Ein Mann, dessen wahre Identität und dessen Aussehen den Ermittlern allerdings nicht bekannt sind - und der aus diesem Grund nur "der Geist" genannt wird.
Doch die sorgsam geplante Verhaftung des Geists misslingt: Mitten im Hafen jagt er selbst die "Fuzhou Dragon" in die Luft. Die meisten Besatzungsmitgleider kommen bei der Explosion ums Leben; nur einige wenige Passagiere können sich an Land retten und fliehen nach Chinatown. Auch der Geist entkommt und bleibt unauffindbar.
Nun beginnt eine fieberhafte Jagd - der Auftakt zu einem der brisantesten Fälle, mit denen Rhyme und Sachs jemals konfrontiert waren: Sie müssen den Geist aufspüren, einen Mann ohne Namen und Gesicht, bevor er auch noch die letzten Zeugen seiner Verbrechen ausschalten kann.
Die Spur führt quer durch Chinatown - in eine ganz eigene Welt mitten in New York, die den Ermittlern eigentlich verschlossen ist. Dazu kommt: es häufen sich die Anzeichen, dass der Geist schon wieder vom Gejagten zum Jäger geworden ist. Sein Arm reicht weit - und er befindet sich bereits in unmittelbarer Nähe ...

Rezension:
Lincoln Rhyme ist zurück!
Und mit ihm all seine dem Fan bereits liebgewordene Gefährten: der FBI-ler Fred "der-mit-den-schrillen-Hemden" Dellray, Krankenpfleger und bei Bedarf Blitzableiter Thom und natürlich die unvergleichlich schöne Amelia Sachs, immer noch nägelkauend, immer noch von Arthritis-Anfällen gebeutelt, aber durch ihre nunmehr für alle Welt erkennbare Liaison mit Rhyme emotional gefestigter als in den vorhergehenden Bänden.
Gemeinsam mit einigen Spezialisten der Einwanderungsbehörde wollen sie den Mann mit den tausend Gesichtern fangen - Kwan Ang oder Gui, der Geist. Denn dieser ist nicht nur ein "Schlangenkopf" (wie die Schlepper genannt werden, die für viel Geld total verzweifelte Menschen ins "gelobte Amerika" befördern, wo sie ihre Überfahrt mit jahrelanger harter Arbeit abgelten müssen) sondern auch ein psychopathischer Killer.
Und während sich das Team der Ermittler und der schlaue Bösewicht eine Verfolgungsjagd um die andere liefern, bei der der finstere Mordbube den Guten immer genau einen Schritt voraus ist, flattert der Puls des Fans und er bangt um das Schicksal der vertrauten Figuren.
Doch nicht nur diese befinden sich in ständiger Gefahr, sondern auch - und das in noch viel größerem Maße - die chinesischen Flüchtlinge, die Dissidenten vom Schiff, die der Geist um jeden Preis eliminieren möchte. Auch diese Männer, Frauen und Kinder sind dem Leser schnell so ans Herz gewachsen, dass die Erzählweise in alternierenden Kapiteln mit ihrem ständigen Wechsel zwischen dem Hauptquartier der Ermittler bzw. ihren Aktivitäten und dem, was Familie Chang und die Wus erleben, eine zusätzliche Belastungsprobe darstellt.
Wer seinen Deaver kennt, der weiß, dass mindestens einer aus der Riege der handelnden Personen nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Ein zusätzlicher Kick für die Fans ist es daher, alles und jeden zu hinterfragen. Ist der INS-Beamte Alan Coe mit seiner fast kriegerischen Haltung gegenüber den Illegalen wirklich koscher? Kann man sich auf die Übersetzungen aus dem Chinesischen von Eddie Deng, dem sino-amerikanischen Detective aus dem Fünften Revier tatsächlich verlassen? Was führt Sonny Li tatsächlich im Schild? Und wer ist die geheimnisvolle Yindao?
Düstere Vorahnungen, dass der eine oder die andere die letzte der 477 spannungsvollen Seiten nicht erleben wird, bewahrheiten sich, aber es gibt auch was "fürs Herz" und eine ganze Menge zu lernen über chinesische Lebensart und Anschauungen.
Einer der geschicktesten Schachzüge Deavers besteht darin, dass seine Tatortbeschreibungen nicht wie bei anderen Autoren trockene Auflistungen des Mobiliars darstellen, sondern in Dialogform stattfinden, was sie ausgesprochen lebendig macht. Das Frage- und Antwortschema ist deswegen nötig, weil Rhyme (wir erinnern uns, durch seine Wirbelsäulenverletzung an den Rollstuhl und zumeist auch ans Haus gefesselt) seine Assistentin Sachs bei jeder Begehung Schritt für Schritt telefonisch begleitet. Das verleiht dem ganzen eine Dramatik, Dichte und Intensität, der sich auch der Leser nicht entziehen kann.
Wenn dieser dann auch noch das "Mit-Rätseln" liebt, dann wird er viel Spaß an der immer wiederkehrenden und ständig länger werdenden Liste der Erkenntnisse haben, in der viele der entscheidenden Fährten verborgen sind.
Alles in allem beweist der Roman einmal mehr, dass Ex-Anwalt Deaver in der Lage ist, Spannung, Unterhaltung und eine geballte Portion Information zu einer gelungenen Story zu verknüpfen, ganz egal für welchen thematischen Ansatz er sich entscheidet.
Also: Unbedingt lesen!

Miss Sophie

 

Gastrezension(en):


Name: Sara
Email: nicinausi@gmx.com
Datum: 13.6.2004 (17:52)

Gesicht des Drachen ist mein Lieblingsbuch aus der Reihe. Die Story ist einfach unvergleichlich spannend und abwechslungsreich. Sachs und Rhyme sind sich treu geblieben und überraschen mit noch mehr genialität. In diesem Buch erfährt man noch mehr über die Charaktere und ihre Sorgen. Das Buch tiefe. Auf jeden Fall lesen.