Das Buch direkt bei Amazon bestellen Inger Frimansson
Gute Nacht, mein Geliebter

Original: God natt min älskade
btb TB
ISBN 3-442-72609-3

Wer ist eigentlich diese Justine Dalvik, diese reiche und exzentrische Frau, die einsam im alten Steinhaus am Mälarensee wohnt, in dem schon ihre Eltern lebten?
Justine kommt von ihrer Vergangenheit als gleichzeitig vergöttertes wie gequältes Kind nicht los. Gerade als sie beginnt, ihr Schneckenhaus zu verlassen, geschehen um sie herum erschreckende Dinge. Ihr Geliebter verschwindet auf mysteriöse Weise während einer Urlaubsreise, eine Mitreisende kommt ums Leben, eine alte Schulfreundin ist wie vom Erdboden verschluckt.
Justine gerät in Verdacht, mit all diesen Vorfällen in Verbindung zu stehen. Versucht jemand, ihr Glück endgültig zu zerstören? Oder ist sie doch die Täterin?

Rezension:
Dick und ungeliebt. Mitleidig schauen Außenstehende auf die natürlich vergeblichen Versuche des Mädchens, Freunde zu gewinnen.
Nicht nur das. Zuhause gibt es eine böse Stiefmutter, von deren Malträtierungen niemand wissen soll. Und es gibt den geliebten, aber meist viel zu fernen Vater. Liebe wird zu kaufen versucht, Sex gegen die Einsamkeit, geheime Schwangerschaft.
Soweit ein klassisch unglückliches Leben. Solches endet allzuoft von eigener Hand. Ertränkt, erhängt, von Klippen gesprungen, erschossen, vergiftet.
Oder nicht. Werden solche Menschen zu Psychopathen? Weil sie sich nicht geschlagen geben? Weil sie Mitleid erwecken, aber längst kein Mitleid mehr spüren wollen und bei näherer Betrachtung auch keins brauchen? Weil sie, geschädigt durch kranke Taten und falsche Gefühle, durch innerliche Verletzungen durch äußere Umstände, nicht mehr so empfinden, wie andere?
Das ist dann wohl Rache. Von außen betrachtet. Von innen betrachtet nur Konsequenz. Wer mir weh tut, dem tu ich weh. Und das wars dann und dann wird weiter um das eigene Leben gekämpft. Lieben wird mich nie jemand, aber dennoch kann ich sie halten, die Menschen.
Nein, fröhlich ist dieses Buch nicht. Ist es unglücklich? Es scheint realistisch. Erinnerungen an eigene gegebene und genommene Verletzungen aus der Schulzeit oder dem Elternhaus. Längst nicht so dramatisch. Aber wer weiß, wer was als dramatisch empfindet? Grausamkeiten. Und das macht die Beklemmung aus. Das Wissen darüber, was Verletzungen anrichten können und dass aus Gefühllosigkeit Gefühllosigkeit resultiert. Unbedarft kann der Leser nun ehemaligen Außenseitern nicht mehr gegenübertreten.
Die durchgehend durch Vorausahnen aufregende Handlung und das virtuose Erzählungsgeschick wurde bereits durch die Verleihung des Schwedischen Krimipreises belohnt.
Belohnen wir uns durch den Kauf eines spannenden Krimis.

Iris Groschek