Das Buch direkt bei Amazon bestellen Werner Schmidli
Teufel und Beelzebub

(4. Band)
Cosmos gebunden
ISBN 3-305-00401-0

Gunten erwacht in dem Augenblick aus der Narkose, als die Frau anfängt zu schreien und der junge Mann, achtzehn und zurzeit arbeitslos, erschrocken darüber ihr ein Kissen aufs Gesicht drückt.
Gunten braucht so lang, bis er weiß, wo er ist, wie der junge Mann braucht, um der Frau das Kissen aufs Gesicht zu drücken, bis sie tot ist.
Aber das kann Gunten nicht wissen, ebenso wenig, dass es auf diesen Tag genau ein Jahr her ist, dass Martha, seine ehemalige Freundin und Wirtin vom "Hecht" in Muntelier, die Kellertreppe hinuntergestürzt ist. Wenn er es wüsste, auch dass die beiden Todesfälle zusammenhängen, so würde er sagen, das sei ein absurder Zufall.
Er würde sich mit Jean, seinem Freund, der bei der Kantonspolizei gewesen ist, in der "Eintracht" in Murten darüber unterhalten, dann schweigen, über das Leben nachdenken und das Alter.
Er würde nach dem zweiten Zweier Vully sagen: Das Leben besteht aus lauter Zufällen, ich könnte dir einige schildern, aber so absurd ist es dann auch wieder nicht. Aber Gunten wird keinen Wein mehr trinken dürfen, weder in der "Eintracht" oder im "Bain" am See noch auf dem Berg, der gegenüber seinem Haus auf der anderen Seeseite liegt und dem Wein den Namen gegeben hat.

Gunten, der Mann am See, ein scharfsinniger Beobachter auf der Suche nach der Wahrheit, beharrlich und mit Verständnis für die Schwächen des Menschen, ist zum vierten Mal die Hauptfigur in einem Kriminalroman von Werner Schmidli. Erschienen sind bisher "Der Mann am See", "Guntens stolzer Fall", "Der Mann aus Amsterdam". Im September wird Gunten siebzig, doch neugierig ist er noch immer, "das hält mich am Leben", sagt er.

Rezension:
Kommissar Gunten erwacht aus der Narkose und zeitgleich erstickt ein junger Mann eine Frau. Gunten grübelt, nicht über den Mord, von dem weiß er noch nichts, sondern über sein Leben, seine Liebe und überhaupt. Sein Herz ist krank, einen Bypaß sollte er kriegen.
Poetische Landschaftsbeschreibungen der schönen Schweiz, philosophische Katzenbetrachtungen. Der Leser flutscht von einem kurzen Kapitel zum nächsten, reist zusammen mit Gunten auf Erholung.
Nur bräuchte der Leser erst etwas Spannung, bevor er sich erholen will. Melancholische Kommissare mag das Lesepublikum, selbst wenn sie vom Bett aus ermitteln würden, zur Not mit dem Kopf unter der Decke.
Auf die Gewürzmischung kommt es an. Hier ist die Schwerfälligkeit im Lokalkolorit versackt. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, heißt hier, die Langeweile mit der Schwermut.

K. Ara