Bill Pronzini
Irmengard Gabler
SchattenNächte
Original: Nothing But The Night
Für Nick Hendryx ist die Nacht die beste Tageszeit: Ruhig folgt er dem Mann, dessen Bild er in seiner Brieftasche bei sich trägt, der Mann, der seine Frau angefahren hat und dann Fahrerflucht beging.
Rezension:
Nick Hendryx fährt weiter durch die Nacht.
Wer Bill Pronzini kennt, kennt seine Vorliebe für ausgefallene Abläufe, sein Faible für Romane, die eben nicht nach einem einfachen Strickmuster gestrickt sind.
Nick Hendryx ist wieder auf der Strasse.
Compuexe
Deutsch von Irmengard Gabler
Fischer TB
ISBN 3-596-15709-9
Seine Frau liegt seitdem im Koma. Cam Gallagher fährt ebenfalls nur nachts, weil er vergessen und keine Albträume mehr haben will. Die Wege der beiden werden sich kreuzen, irgendwann.
"Hast du den schon mal gesehen?"
Immer wieder stellt Nick Hendryx diese Frage, wobei er das Phantombild eines Mannes vorzeigt.
Ein Phantombild, das sich im Laufe der Jahre bereits stark abgenutzt hat, das durch viele, sehr viele Hände ging.
Und immer wieder bekommt er ein Kopfschütteln, ein verneinendes Brummen oder ein klares Nein zu hören.
Und dann setzt sich Nick Hendryx wieder in seinen Wagen und fährt weiter durch die Nacht.
Immer auf der Suche nach dem Mann auf dem abgewetzten Bild, nach dem Mann, der seine Frau Annalisa angefahren hat, die seitdem im Koma liegt.
Nick Hendryx ist ein rastloser Nightrider, ein Mann dem es nicht wichtig ist, wohin er fährt, solange er nur fahren kann.
Und eines Tages sieht er "ihn"!
Er ist es, der Mann, der damals Fahrerflucht beging, nachdem er seine Frau angefahren und lebensgefährlich verletzt hatte.
Der sein Leben mit einem Schlag beendete.
Dieser Mann ist Cam Callagher.
Auch er leidet an den Schatten der Vergangenheit.
Er wacht nachts auf, schweißnass, schreiend, immer den selben Traum träumend.
Und er hört den Knall, er sieht das Blut, sieht die aus einer grässlichen Wunde blutende Frau.
Jetzt aber ohne Hast, einfach nur so, weil es ihm Freude macht, denn er hat ihn gefunden.
Er will, dass er leidet.
Er wird ihn töten.
Irgendwann.
In der Nacht.
Pronzini liebt die Verwirrung, die ständige Ungewissheit und er treibt dieses Spielchen bis zum Exzess.
Er ist ein wahrer Meister darin. Das Buch ist vom Thema her äußerst ungewöhnlich, sehr gut geschrieben und ungemein spannend.
In seinen Gedanken ist er mit seiner geliebten Annalisa unterwegs, die ganze, dunkle Nacht.
Und Cam Callagher träumt wieder den gleichen Traum.
Immer und immer wieder.
Und er sieht die Frau.
Er sieht das Blut.
Er sieht... seine tote Mutter.