Das Buch direkt bei Amazon bestellen Bill Pronzini Irmengard Gabler
Dunkler Morgen

Original: In an Evil Time
Deutsch von Irmengard Gabler
Fischer TB
ISBN 3-596-15710-2

Jack Hollis hat sich endlich durchgerungen, das zu tun, was getan werden muss: Der Mann seiner Tochter Angela, David Rakubian, muss ins Jenseits befördert werden.
Er bedroht Angela und ihren Sohn, auch gerichtliche Anordnungen fruchten nichts, und die Polizei schreitet nicht ein.
Doch der Versuch, das Opfer an einen stillen Ort zu locken, um ihn dort umzubringen, scheitert.

Rezension:
"Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht."
Und für den Architekten Jack Hollis ist genau dieser Zeitpunkt erreicht, als er beschließt, seinen ehemaligen Schwiegersohn David Rakubian zu ermorden.
Hollis plant den Mord, um seine Tochter von den Nachstellungen ihres Ex-Mannes zu beschützen, die in nächtlichen Anrufen, Bedrohungen und widerwärtigen Geschenken gipfeln. Auch Anordnungen des Gerichts fruchten nicht und die Polizei kann nicht eingreifen, solange nichts passiert ist.
Minutiös plant Hollis, dem ganzen Spuk mit dem Tod Rakubians ein Ende zu setzen. Er besorgt sich einen Revolver, sucht einen Platz um die Leiche verschwinden zu lassen, wobei ihm der frisch ausgehobene Weinkeller eines seiner Klienten sehr entgegen kommt und fährt mit dem festen Vorsatz zu Rakubians Haus, diesen zu erschießen.
Aber, jemand war schneller als Jack Hollis.
Rakubian liegt erschossen im Wohnzimmer seiner Villa.
"DU WIRST NICHT UNGESTRAFT DAVON KOMMEN! DU SOLLST BÜSSEN FÜR DAS, WAS DU GETAN HAST"
Hollis gerät in Panik.
Er glaubt zu wissen, wer ihm zuvor gekommen ist.
Und er tut das, was er glaubt, tun zu müssen.
Er beseitigt alle Spuren, wickelt die Leiche in einen Teppich, lädt sie in den Kofferraum seines Wagens und lässt sie im ausgehobenen Weinkeller seines Kunden verschwinden.
Als am nächsten Morgen das Fundament über Rakubian gegossen wird, die Polizei ihn auch nach Tagen nicht verdächtigt, glaubt Hollis, das Schlimmste überstanden zu haben.
Bis dann diese ominösen Briefe auftauchen. Weiße Umschläge, ohne Absender.
"WAS HAST DU MIT SEINER LEICHE ANGESTELLT?"
Und wieder hat Hollis einen Verdacht, wer ihm die Briefe geschickt haben könnte.
Aber warum sollte der wirkliche Mörder ihn bestrafen wollen?
Hollis hat immer mehr Mühe, den Schein von der Normalität nach außen aufrecht zu erhalten, innerlich ist er mittlerweile völlig am Ende.
Zumal er mit gesundheitlichen Problemen kämpft und beschlossen hat, seiner Frau nichts von alledem zu erzählen.
Und es kommen neue Briefe.
"Leide"
Bill Pronzini schreibt keine "normalen" Kriminalromane.
Bei ihm ist da nicht einfach ein Mörder, der eine einfach nachzuvollziehende Tat begeht, Pronzini macht aus seiner Geschichte ein Rätsel, das aufzuklären den Leser ein ums andere Mal völlig überfordert.
Und er bindet seine Leser so in die Geschichten ein, dass man fast schon das Gefühl hat, man gehöre irgendwie dazu.
Man hofft ständig, Hollis möge sich doch endlich seiner Frau oder seiner Familie anvertrauen.
Man nimmt Anteil, man hasst Rakubian, man verachtet den, der die Briefe geschrieben hat.
Und dabei kann es sich ja eigentlich nur um den Mörder Rakubians handeln.
Oder?

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