Christine Kling
Falscher Verdacht
Original: Surface Tension
Seychelle Sullivan arbeitet als Schiffsführerin im sonnigen Florida. Ein Notruf auf See führt sie zu einer großen Yacht - und zu einer Leiche. Die Polizei verdächtigt Seychelle des Mordes, denn an Bord der Yacht befand sich nach Zeugenaussagen der Ex-Lover der jungen Frau.
Rezension:
Kalle Blomquist
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-14853-3
Alles deutet auf ein Eifersuchtsdrama hin. Kurz darauf geschieht ein zweiter Mord: Eine Freundin von Seychelle wird tot aus einem Fluss gefischt.
Um ihre Unschuld zu beweisen, beginnt Seychelle mit eigenen Nachforschungen - und gerät in tödliche Gefahr ...
Vor das Vergnügen hat der liebe Gott bekanntlich den Schweiss gesetzt, darum muss sich der Leser durch die ersten seemännisch fachsimpelnden Seiten hangeln, ehean völlig in den Bann dieses Buches gerät und für seine Mühen trefflich belohnt wird.
Seychelle Sullivan, toughe Schiffsführerin in Florida, kann sich mit ihrem Job mehr recht als schlecht über Wasser halten. Auch ansonsten scheint ihr das Glück nicht hold zu sein, Beziehungen gehen in die Brüche, zwei Morde in ihrem engsten Umfeld lassen sie schnell zur Mordverdächtigen werden.
Irrsinnig schnell gerät die sympathische Hauptfigur in einen unangenehmen Strudel der Ereignisse und verfängt sich mehr und mehr in Machenschaften zwar sehr angesehener, aber doch eher dubioser Stadtprominenter.
Was nach einem Eifersuchtsdrama aussieht hat seine Ursachen in gänzlich anderer Richtung, das herauszufinden versucht Seychelle verzweifelt und mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Dass sie dabei immer wieder in äußerst brenzlige und für den Leser sagenhaft spannend und packend geschilderte Situationen gerät, lässt manches Mal vermuten, das Buch müsse just in genau diesem Moment enden, da ein Ausweg nicht in Sicht scheint. Aber da unterschätzt man sowohl die Phantasie der Autorin Christine Kling, als auch die enormen Fähigkeiten und die außerordentliche Zähigkeit ihrer Protagonistin.
Während der Roman von schnellen und psychologisch mehr als spannend aufgebauten Augenblicken lebt, zieht sich als weiterer roter Faden eine seichte, zaghafte beginnende Romanze durch die Geschichte.
B.J. ist nicht der typische Held eines Thrillers, sondern eher eine unscheinbare Nebenfigur, angelegt als ruhender Pol und fester Anker einer umtriebigen starken Frauenfigur. Dass Seychelle und er sich näher kommen wünscht sich der Leser, hofft es für die Verdächtigte - mag man sie doch nicht gänzlich alleine gegen das Unrecht der Welt kämpfen sehen.
Auf die ein oder andere Weise findet das Buch hier und dort zu sich erklärenden Abschlüssen, die den Leser so oder so aufatmen lassen. Das jedoch erst ganz zum Schluss - und auf dem Weg dort hin ist tatsächlich jede Seite äußerst lesenswert.