Sandy Curtis
Das Tal der Angst
Original: Dance with the Devil
In einem wilden, abgelegenen Tal des australischen Hochlandes lebt die Ärztin Emma auf der Farm ihrer Eltern.
Rezension:
Kalle Blomquist
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-14874-6
Mitten in einem Sturm taucht eines Tages ein verwundeter Mann auf, dessen Hände und Füße Wundmale aufweisen.
Da der Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten ist, pflegt Emma ihn. Drew kann sich nicht erinnern, wer ihn so verletzt hat, doch es wird bald deutlich, dass jemand ihn töten will - und nicht nur ihn....
Es gibt Tage, die beginnen bescheiden und enden gnadenlos grauenhaft.
Mit einem solchen Tag, erlebt von der Ärztin Emma, beginnt die mitreißend spannend erzählte Geschichte um einen im religiösen Wahn lebenden Menschen und dessen Opfer.
Emma, die ihren Traum vom Leben als "Ärztin ohne Grenzen" der Pflege ihres erkrankten Vaters auf der heimischen, im australischen Hochland gelegenen Farm opfert, muss miterleben, wie ihr Vater eines Tages während eines heftigen Sturmes stirbt.
Bemüht, seine Leiche vor dem sintflutartigen Regen zu schützen, die Farm einigermaßen sturmabweisend herzurichten und sich selbst möglichst heil durch Böen und Regen zu kämpfen, richtet sie ihr Augenmerk schon bald auf eine herbeikriechende, ihr unbekannte männliche Person, deren Zustand mehr als besorgniserregend zu sein scheint.
Ihr geschulter medizinischer Blick zeigt Emma, dass sie das Opfer einer versuchten Kreuzigung vor sich hat. Konzentriert und rasch handelnd bemüht sich die Medizinerin, die Wunden des fremden Mannes zu behandeln und ihn und sich vor dem weiteren Sturm zu schützen.
Zunächst voller Misstrauen und Argwohn verdrängt Emma - eine sehr sympathische Hauptfigur, deren Leid die Leserin so hautnah miterlebt, dass sie mit der Protagonistin hofft und bangt - aufkommende Fragen und Bedenken und sieht lediglich einen weiteren Patienten in dem Unbekannten.
Sehr schnell jedoch wird klar, dass das Auftauchen dieses Mannes, Drew, sie in einen Strudel von außerordentlich fanatischen Machenschaften eines Täters zieht, dessen religiöser und irrgeleiteter Fanatismus vor weiteren Greueltaten nicht zurückschreckt.
Nicht nur, dass Emma mit einem Male um ihr eigenes und das Leben ihr bekannter und liebgewonnener Menschen bangen muss, nein, sie sieht sich auch noch einem Gefühlschaos ausgesetzt, Gefühlen, die sie lange nicht verspürte und die Drew mit einem Male in ihr weckt.
Von Anfang an knistert das Buch vor Spannung, aber auch vor - zunächst unterschwelliger, später ganz offensichtlicher - Erotik, so dass ein Aus-der-Hand-Legen des Romans vor der letzten Zeile der letzten Seite so gut wie nicht infrage kommt.
Der gerade im rechten Maße beschriebenen australischen Kulisse kommt dabei keine wesentliche, aber doch eine sehr passende Rolle zu, die den Charakter des Buches unterstreicht.
Der Leser nimmt förmlich Teil an den Geschehnissen und bekommt einen tiefgründigen Eindruck in das fehlgeleitete Denken und Handeln eines Menschen, dessen Taten man zwar niemals verstehen, am Ende jedoch ein klein wenig verzeihen kann. Vielleicht ist es ja gerade das, was diesen wirklich ausgezeichneten Thriller hervorhebt aus der Masse.
In jedem Fall sollten Sie sicherstellen, dass keine dringenden Arbeiten oder pflegebedürftigen Personen auf Sie warten, bevor Sie mit der Lektüre beginnen - denn einmal angefangen, wird ihr gesamtes "normales" Leben wie in einem Nebel verschwinden und Sie werden nur ein Sinnen und Trachten haben: lesen, lesen und lesen ...