Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nora Roberts Elfriede Peschel
Mitten in der Nacht

Original: Midnight Bayou
Aus dem Amerikanischen von Elfriede Peschel
Blanvalet TB
ISBN: 978-3-442-36007-9

Als der Bostoner Anwalt Declan Fitzgerald erfährt, dass Manet Hall zum Verkauf steht, hält ihn nichts mehr. Schon lange hegt er den Traum, den verfallenen Herrschaftssitz in Louisiana in alter Pracht auferstehen zu lassen.
Aber während er hämmert und streicht, überfällt ihn eine beinahe unerträgliche Trauer. Die herrlichen Zimmer, das Foyer, die breite Treppe, alles scheint voll Leben zu sein. Besonders die Kammer unter dem Dach: Von dort meint Declan wiederholt ein Baby weinen zu hören.
Nur die junge resolute Restaurantbesitzerin Angelina Simone versteht seine Ängste. Aber als der Funke zwischen ihnen überspringt, geraten sie in Gefahr: Unerklärliche Unfälle ereignen sich. Es sieht so aus, als müsse für eine gemeinsame Zukunft erst das entsetzliche Unrecht der Vergangenheit gesühnt werden.
Als das Haus in neuem Glanz erstrahlt, laden Declan und Angelina Freund und Feind zu einem großen Ball - mit dramatischen Folgen ...

Rezension:
In den letzten Jahren hat sich die erfolgreiche amerikanische Bestsellerautorin vom Schreiben "reiner" Liebesromane abgewandt und stattdessen begonnen Romantic Suspense-Thriller zu veröffentlichen, eine Mischung aus einer spannenden Krimistory und einer Liebesgeschichte.
Zu diesem Genre gehört auch "Mitten in der Nacht", dessen Handlung in zwei Zeitebenen spielt: dem New Orleans von heute mit dem ehemaligen Rechtsanwalt Declan Fitzgerald und der Barbesitzerin Lena Simone als Protagonisten, die Stimmen und Geräusche aus der Vergangenheit hören und dem des Jahres 1890, als die junge Abigail, vormals Dienstmädchen und nun mit dem Sohn des Hauses verheiratet, spurlos verschwindet, vermeintlich mit einem Liebhaber davongelaufen, in Wirklichkeit aber brutal ermordet und versteckt.
Der Leser hat einen großen Wissensvorsprung vor den Protagonisten beider Zeitebenen, erlebt er doch den brutalen Mord an Abigail im ersten Kapitel mit. Insofern ist "Mitten in der Nacht" nicht geeignet für Leser, die gerne miträtseln, da sowohl Täter als auch Tatmotiv von Anfang an ersichtlich sind.
Die Spannung bei diesem Thriller liegt vielmehr darin, ob und wie die beiden heutigen Protagonisten hinter das Geheimnis des Hauses und damit des Mordes kommen, sowie das weitere Leben der anderen Charaktere aus 1890, z.B. Abigails Ehemann und dessen Bruder, deren ohnehin schon schwieriges Verhältnis durch Abigails mysteriöses Verschwinden noch weiter getrübt wird.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Declan und Lena sowie deren familiäre Probleme fesseln die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers und erhöhen den Lesespaß beträchtlich.
Die Auflösung der mysteriösen Erscheinungen, Stimmen und Geräusche, die Declan und Lena immer wieder in Manet Hall hören allerdings - obwohl in sich logisch, wenn man die Grundthese akzeptiert - stellt große Ansprüche an die Gutgläubigkeit des Lesers, ist doch Reinkarnation schließlich nicht jedermanns Sache.
Ein spannender Thriller mit einer interessanten Liebesgeschichte, der allerdings aufgrund des eben erwähnten Problems nur bedingt empfehlenswert ist.

Kathrin Hanik