Das Buch direkt bei Amazon bestellen Renate Klöppel
Die Tote vom Turm

(2. Band)
Schillinger Verlag TB
ISBN 3-89155-277-7

"Ein schwarzer Schatten, der aus der Dunkelheit unter dem Vordach auf sie zu stürzte, stoppte sie. Es war ein riesiger Schäferhund, der in langen Sätzen näher kam, ein struppiger Höllenhund ohne Leine, ein Ungeheuer mit Zähnen wie ein Raubtier. Die Kommissarin rührte sich nicht von der Stelle. ‚Lieber Gott', dachte sie, ‚worauf habe ich mich nur eingelassen?'

Ein Wiedersehen mit den Überlebenden des "Mäusemörders".
Eine Frau wird tot neben dem Turm der Zähringer Burg vor den Toren Freiburgs aufgefunden. Auf den ersten Blick spricht alles für Selbstmord. Doch warum ist die Tür zum Turm abgeschlossen und wie kommt der Turmschlüssel in die Manteltasche von Professor Kilian?
Hauptkommissar Geßler schaltet sich in die Ermittlungen ein und stößt hinter einer bürgerlichen Fassade auf einen Abgrund von Spielleidenschaft und kriminellen Machenschaften.

Neugierig geworden? Eine Leseprobe finden Sie auf der Internetseite der Autorin.

Rezension:
"Die Tote vom Turm" heißt Ingrid Kilian. Neben dem Turm der Zähringer Burg im Großraum Freiburg wird ihre Leiche gefunden, identifiziert von ihrem sozusagen beinahe Exmann Alexander Kilian, einem wohl angesehenen Universitätsprofessor, dessen Bekanntschaft der Leser bereits in Renate Klöppels Roman "Der Mäusemörder" machen konnte.
Ein bisschen weltfremd, zerfahren und unbedacht kommt er zu Beginn des Buches daher, dieser weltbekannte und renommierte Wissenschaftler, der nach dem angeblichen Selbstmord seiner zukünftigen Exfrau ein wenig aus der Bahn geworfen wird und sentimentalerweise unüberlegte Handlungen begeht, die ihn rasch als potentiellen Täter für die Polizei ausweisen.
Denn nachdem zwar auf dem ersten Blick ein Freitod vermutet werden konnte, so wird bei näherem Betrachten schnell klar, dass zu viele Tatsachen und Umstände die These eines Selbstmordes nicht unbedingt stützen.
Alleine die Tatsache, dass der Turm abgeschlossen war, der Turmschlüssel in Kilians Jackentasche gefunden wird, weckt bei der Polizei beträchtliche und berechtigte Zweifel und so nützt es rein gar nichts, dass wahrscheinlich insbesondere die weiblichen Leserinnen dem Ermittlungsduo Hans Burger und Martina Jahnke am liebsten lauthals schreiend Kilians Unschuld beteuern möchten.
Eins kommt zum anderen und die Verdachtsmomente häufen sich rasch, eine Vielzahl an Indizien führen zur Verhaftung des Professors.
Unter strengen Auflagen darf Alexander Kilian zwar weiterhin auf freiem Fuß bleiben, aber sein soziales Gefüge gerät ins Schwimmen und so wächst die Anspannung beim Tatverdächtigen wie auch gleichermaßen beim Leser, der sichtlich nervös mitverfolgt, wie der Professor die polizeilichen Bedingungen missachtet und versucht auf den Spuren seiner toten Frau zu wandeln.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist der Leser nicht mehr gewillt, das Buch aus der Hand zu geben.
Die klar umrissenen, brillant herausgearbeiteten unterschiedlichen Charaktere, insbesondere die Figur des Tatverdächtigen, die mit jeder Seite wachsende Spannung und nicht zuletzt die scheinbar ausweglose Lage des unbescholtenen "Helden" machen es schier unmöglich, die Lektüre zu unterbrechen.
Kenner von "Der Mäusemörder" atmen erleichtert auf, als Geßler, Kilians alter Freund und Kripobeamter, endlich aus seinem Urlaub zurückkehrt, den Kollegen Bahn brechende Hinweise zuspielt und so seinem arg in Schwierigkeiten steckenden Freund zur Hilfe eilt.
Der Morast aus Spielschulden und illegalem Medikamentenhandel, in dem Ingrid Kilian zu stecken schien liefert dem Krimileser nicht nur explosive und interessante Leseminuten, sondern führt letztlich auch zu dem traurigen Leben, das die Tote am Ende geführt zu haben scheint und zur Auflösung.
Kurz vor Schluss flammt ein erneutes Bangen um die Hauptfigur, seine Lebensgefährtin Ina und die gemeinsame kleine Tochter Corinna auf, als Naturgewalten das, was zu einem glücklichen Ende zu kommen scheint, noch einmal gefährden und deutlich machen, wie schnell ein Leben vorbei sein kann.
Renate Klöppel entlässt ihre Leser mit einem logischen Ende ohne die Welt zu heil ausschauen zu lassen.
Spannender, interessanter, farbiger können - zumindest deutsche - Krimis kaum sein, wobei zu berücksichtigen ist, dass man sinnvoller Weise Klöppels Roman "Der Mäusemörder" noch vor „Die Tote vom Turm“ gelesen haben sollte, entgehen dem Leser doch sonst die wirklich wahren spannenden Augenblicke.
Was bleibt ist die Hoffnung, dass Alexander Kilians Leben auch weiterhin in aufregenden Bahnen verläuft, die Renate Klöppel dem werten Leser hoffentlich nicht vorenthalten wird.

Kalle Blomquist