Das Buch direkt bei Amazon bestellen Stefan Winges
Honolulu Baby

Emons TB
ISBN 3-89705-256-3

"Er rührte sich nicht. Eine Hand hielt noch das Lenkrad gepackt. Sein Oberkörper war seitlich weggerutscht und lag auf dem Beifahrersitz. Als hätte er nur schnell ein kleines Nickerchen machen wollen, aber seine Augen standen weit offen, und er blinzelte nicht. Ich ging in die Hocke und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Es war meine zweite Leiche an diesem Tag."

Köln im Karneval. Sechs Tage lang herrscht am Rhein der Ausnahmezustand. Die normalen Regeln gelten nicht mehr. Jeder ist ein anderer, und alles ist möglich.
Erst recht im "Einarmigen Geiger", wo Max Cremer ein ruhiges Leben als Amateur-Kneipier führt. Aber während dort wie überall in der Stadt die Jecken ihre große Party feiern, erlebt Max eine Fünfte Jahreszeit, nach der nichts mehr so sein wird, wie es vorher war.
Dabei hatte alles so harmlos angefangen mit einem überraschenden Besuch an Weiberfastnacht. Der kleine Gefallen war schon nicht mehr ganz so harmlos, trotzdem erfüllt Max die Bitte, ohne zu ahnen, worauf er sich da einläßt ...

Rezension:
Köln, Karneval und ein paar Todesfälle, wie passt das denn zusammen?
Ganz gut, wenn man wie Stefan Winges einen guten, etwas skurrilen Roman daraus macht.
Winges verarbeitet Scharlies Tanten, Peter Alexander, zwei Bundeskanzler, eine Kölner Kneipe, wertvolle Bücher und ein paar Todesfälle zu einem witzigen, kurzweiligen Kriminalroman, der nie langweilig wird und immer neue Bonmots zu Tage fördert.
Schuld daran ist der Held der Geschichte der, ganz deutscher Krimitradition folgend, eher ein etwas schwächelnder Held ist. Sind es bei amerikanischen Romanen meist die starken, immer alles unter Kontrolle haltenden Protagonisten, so ist Max Cremer einfach nur der Teilhaber einer kleinen, aber gutgehenden Kneipe in Köln, der an Fasching Besuch von seinem alten Kumpel Jupp bekommt.
Max war in seinem Leben nie ein Navy Seal, nie Einzelkämpfer und auch kein Kung-Fu-Meister, er ist einfach ein zufriedener Mensch mit dem Motto: "Leben und leben lassen", er ist etwas übergewichtig und nicht mehr der allerjüngste.
Und als sein Freund Jupp ihm erzählt, er sei schwer krank und werde bald sterben, kann ihm Max den letzten Wunsch den er an ihn hat, natürlich nicht abschlagen.
Max soll einfach nur eine Tasche zum Bahnhof bringen und in ein Schließfach einschließen. Abends will Jupp den Schlüssel dann im Geiger, Max' Kneipe abholen.
An diesem Faschingssamstag kommt allerdings alles mögliche ins Geiger, ein paar als Kanzler Kohl verkleidete, finstere Gestalten, eine Mariachikapelle, Julia und Marion aus Hamburg und als Krönung Carla, verkleidet als Honolulubaby.
Nur Jupp, Jupp kommt nicht.
Und so nimmt das Unheil seinen Lauf, bis es wie der Fasching, am Aschermittwoch sein überraschendes Ende findet und Harry und Max, mit Girlanden verziert bei einem Gimlet in Max' Kneipe sitzen und Harry sagt:
"Ich glaube, sie hätte ihn gemocht!"
"Gemocht? Wen?"
"Peter Alexander natürlich! Julia hätte ihn gemocht!"
"Bestimmt hätte sie das"
"Genau!"

Dem kann man nur beipflichten, Julia hätte ihn sicher gemocht, den Peter! :-)

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