Nina Schindler
Ein Fall für Familie Dobberstedt: Abgehauen
Omnibus TB
Ganoven aufgepasst! Familie Dobberstedt rückt wieder an ...
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-570-20837-0
(ab 10 Jahren)
Urs und Falk trauen ihren Augen nicht. Im Einkaufsgewühl beobachten sie einen Jungen, der die Leute beklaut. Blitzschnell, wie ein Profi!
Aus eigenem Antrieb scheint er das jedoch nicht zu tun, aber wer steckt dahinter?
Vater, Mutter und vier Kinder - drei Jungen und ein Mädchen - der Jüngste acht, der Älteste ein "großer" Teenager, die beiden anderen irgendwo dazwischen
- eine ganz normale Familie, möchte man meinen. Mit Hund, Katze und den üblichen kleinen Streitereien, wie sie dort anfallen, wo sechs Personen sich Rechte und Pflichten teilen müssen, um harmonisch zusammen zu leben.
Allerdings werden der Anwalt und die krimi-liebende Schulsekretärin von Nesthäkchen Falk und dem modebewussten Ich-Erzähler Urs unversehens in eine Geschichte hineingezogen, die alles andere als alltäglich ist (und sich doch so oder anders in den letzten Jahren immer häufiger in bundesdeutschen Städten ereignet, seien sie nun groß oder so überschaubar wie das Bremen im vorliegenden Roman).
Denn der Junge, der vom ständig finanziell klammen Urs beim Klauen beobachtet und dann von den beiden Brüdern aus den Klauen eines prügelnden Mannes gerettet wurde, ist ein zum Stehlen abgerichtetes Kind aus einem osteuropäischen Land.
Und wie die Dobberstedt-Geschwister, die erst nach und nach entsetzt das volle Ausmaß dieser Geschichte begreifen, so ist auch der jugendliche Leser fassungslos von so viel Gemeinheit und Brutalität, wie sie die wüst misshandelten Kinder-Diebe erleben müssen.
Am Ende geht zum Glück natürlich alles gut aus und Protagonisten wie Leser dürfen aufatmen. Auf dem Weg dorthin müssen die Amateurdetektive jedoch durchaus den einen oder anderen Rückschlag einstecken, was die ganze Sache nicht nur sehr spannend, sondern auch überaus menschlich macht.
Hier sind keine "Super-Helden" am Werk, sondern Eltern und Kinder wie du und ich. Mit sämtlichen Eigenarten, Fehlern, Vorzügen und dem Herzklopfen bei der allerersten Verliebtheit. Und auch das Setting ist aus dem Leben gegriffen - weder rosarot, noch grau in grau. Realitätsnah eben, aber ohne langweilig zu sein.
Genau das macht die Stärke dieses Romans aus, den man bedenkenlos jedem ans Herz legen kann, der von einem Kinder- und Jugendbuch mehr erwartet als nur für ein Stündchen gut unterhalten zu werden.