Das Buch direkt bei Amazon bestellen Robert Brack
Lenina kämpft

(1. Band)
Nautilus TB
ISBN 3-89401-408-3

Sie heißt Lenina Rabe. Ihr Vater war Detektiv und wurde tot aus dem Hafenbecken gezogen. Ein Unfall, behauptet die Hamburger Polizei. Doch daran glaubt Lenina nicht und übernimmt kurzerhand das Detektivbüro ihres Vaters und damit auch seinen letzten Job.
Der führt sie zur D.P.O, der deutschen Partei für die Ordnung, die gerade von einem Rechtsausleger gegründet wurde, der sich bei den bevorstehenden Bürgerschaftswahlen einen Platz im Hamburger Senat verspricht. Doch was kann ein Altkommunist und Altlinker wie Leninas Vater mit so jemandem zu tun haben?
Lenina, fitte Ai-Ki-Do-Kämpferin und auch so recht schnell mit einem coolen Spruch aus den Lippen, tourt durch die Hamburger Szene und findet am Ende heraus, dass alles mit allem zusammenhängt.
Die Clubs auf St. Pauli mit der Partei für Ordnung, das Fleischgeschäft auf dem Strich mit dem Metzgereibetrieben der geheimen Parteiförderer.

Rezension:
Im Schreibtisch ihres Vaters findet Lenina eine Pistole - nein, seien wir genau: einen Revolver, einen Arminius, Kaliber 22.
Lenina lebt in Hamburg in einer seltsamen Symbiose mit einem Buddha-orientierten Geschäftemacher und muss mit dem Tod ihres Vaters fertig werden. Der ist aus dem Hafen gefischt worden - Unfall heißt es, aber daran glaubt Lenina nicht, denn ihr Vater war Detektiv mit eigener Detektei. Dort findet sie den Revolver, sozusagen sein Erbe, und von da an dauert es nicht mehr lange, bis sie sich entschließt, mit der Detektei ihres Vaters auch seinen letzten Fall zu übernehmen.
Denn inzwischen ist Lenina schon fast fest davon überzeugt, dass ihr alter Herr nicht einfach so ins Hafenbecken gefallen ist, sondern dass er ermordet wurde. Aber von wem? Hat es etwas mit seinem letzten Fall zu tun - der ihn, den bekennenden Alt-Linken (wer sonst würde seine Tochter nach dem großen Lenin nennen?) - zur Deutschen Partei der Ordnung geführt hat?
Die D.P.O. ist so rechts wie Leninas Vater links war, allen voran ihr Vorsitzender, der Lenina im großbürgerlichen Frühstücksambiente empfängt, aber seine wahren Freunde offensichtlich wohl doch im Halbwelt- und Rotlicht-Milieu hat, in dem sich auch der große Finanzier seiner Partei als Fleischhändler erfolgreich bewährt.
Viele Anspielungen auf Hamburger Verhältnisse im allgemeinen und den CDU-Mehrheitsbeschaffer Ronald Schill mit seiner Partei im besonderen, dazu eine junge, kesse Heldin, die sich erfolgreich dem unpolitischen VIVA-Girlie-Modell verweigert - alles Punkte, die Roberts Bracks kleinen Roman zu einem Lesevergnügen machen.
Sein Blick auf die Verhältnisse in Hamburg und anderswo ist konsequent der von unten nach oben, und er bleibt bei aller Verspieltheit, mit der er Lenina ihre Geschichte von der Suche nach dem Mörder ihres Vaters erzählen lässt, doch immer ernsthaft grundiert: eine bemerkenswerte Ausnahme in der aktuellen Krimi-Szene.

Reinhard Jahn