Das Buch direkt bei Amazon bestellen Georgia Byng
Molly Moon

Original: Molly Moon's Incredible Book of Hypnotism
Hanser gebunden
ISBN 3-446-20297-8
(Kinder ab 10)

Molly fristet ein freudloses Dasein im Waisenhaus von Hardwick. Doch eines Tages entdeckt sie in der Bibliothek ein uraltes Buch über Hypnose. Es dauert nicht lange, da erliegt Mrs. Adderstones übellauniger Mops Mollys magischer Stimme und ihren glühenden grünen Augen. Die beiden werden die besten Freunde.
Doch das ist erst der Anfang. Es geschehen erstaunliche Dinge im Waisenhaus: Die dicke Köchin Edna zaubert plötzlich italienische Köstlichkeiten auf den Tisch und die garstige Mrs. Adderstone trieft vor Fürsorge und Freundlichkeit.
Und zu guter Letzt gewinnt Molly auch noch den Talentwettbewerb im Ort und reißt das Publikum vor Begeisterung von den Sitzen. Das ist ihre Chance, das Waisenhaus endlich hinter sich zu lassen!
Wohin also? Nach New York! Denn dort lebt angeblich ihr alter Freund Rocky.
Kaum angekommen, ist Molly so überwältigt, dass sie Rocky erst mal völlig vergisst. Mitsamt ihren magischen Fähigkeiten stürzt sie sich ins Großstadtabenteuer und wird nach kurzer Zeit zum neuen Musicalstar am Broadway.
Molly scheint am Ziel ihrer Wünsche, wäre da nicht der schmierige Professor Nockman. Er ist schon lange hinter dem Hypnosebuch her und Molly bereits dicht auf den Fersen. Als es richtig brenzlig wird, erhält Molly jedoch ungeahnte Hilfe ...

Rezension:
Molly Moon, das Findelkind aus dem Lolli Karton, lebt in einem Ambiente wie aus einem (schlechten) Film:
Die Leiterin ist eine fiese Frau, die nur ihren Hund liebt (den sie auf jede erdenkliche Art und Weise verwöhnt) und keine Gelegenheit auslässt, ihre Zöglinge zu schikanieren. So beträgt etwa die erlaubte Wasserhöhe zum Baden 10 cm - bei Zuwiderhandlung müssen die Kinder zur Strafe die Toilettenräume mit ihrer Zahnbürste reinigen. Das Essen ist nicht selten verdorben - und wagt jemand, sich darüber bei der stiernackigen, missgelaunten Köchin, die ihre Dienstzeit als Ex-Marine nicht verleugnen kann, zu beschweren, dann sind die Folgen fürchterlich. Die anderen Kinder im Heim sind entweder jünger und wagen nicht aufzumucken, oder sie machen sich bei der Leiterin Liebkind und benehmen sich ebenfalls ausgesprochen gemein den anderen gegenüber. Die Lehrerin in der Schule ist ungerecht und - wir ahnen es schon - drangsaliert Molly wo sie nur kann.
Und als wäre dies nicht schon genug, ist das leider eher hässliche Mädchen Molly bei den anderen Kindern nicht gerade beliebt. Nur der schwarze Rocky, auch er ein Findling, hält zu ihr. Kein Wunder also, dass die Zehnjährige sich so manches Mal in ihre Kissen weint - denn auch ihr Panzer aus Unnahbarkeit hat Risse und es gelingt ihr nicht immer, alle Gemeinheiten an sich abprallen zu lassen. Und als ein böser Streit zwischen ihr und Rocky die Atmosphäre vergiftet, scheint wirklich alles nur noch schwarz in schwarz zu sein …
Doch dann kommt die Wende und die Ereignisse überschlagen sich. Durch die aus einem Buch erlernten Fertigkeiten kann die Waise plötzlich via Hypnose Menschen und Tiere dazu bringen, ihre Wünsche zu erfüllen.
Und Molly wäre nicht ein ganz normales Kind, würde sie nicht an diesem Punkt, jeden nur erdenklichen Vorteil aus der Situation ziehen. Darüber hinaus nutzt sie die Gelegenheit, um mit ein paar Leute abzurechnen und sich für das, was man ihr angetan hatte, zu rächen. Leider, leider wird die einfallsreiche Göre dann sogar ein bisschen hochmütig und um ein Haar bringt sie sich und andere in große Gefahr …
Außerdem wäre dann ja noch der finstere Professor, der dringend das Buch in seinen Besitz bringen möchte und Molly darum stets auf den Fersen ist.
Wie gut, dass am Ende doch alles ein glückliches Ende findet - nach vielen gänzlich unerwarteten Wendungen und ebenso skurrilen wie witzigen Situationen und Dialogen. Die Figuren, die Georgia Byng (eine "Lady" aus altem schottischen Adel) geschaffen hat, sind authentisch und gerade deswegen ausgesprochen sympathisch - nicht um jeden Preis "edel, hilfreich und gut", sondern im Gegenteil mit sehr nachvollziehbaren Gelüsten aller Art ausgestattet.
Und wenn dann die in alle Richtungen verschnörkelte Handlung mit einem Bild endet, in dem aus dem "Hardwick House" das "Happiness House" geworden ist, dann möchte man der Autorin zurufen, möglichst bald diesem Erstling (dessen Verfilmung keine Frage scheint) ein, zwei, drei, viele weitere ebenso gelungene Romane folgen zu lassen.

Miss Sophie