Das Buch direkt bei Amazon bestellen Darja Donzowa
Ein Hauch von Winter

Original: Nesekretnye Materialy
btb TB
ISBN 3-442-73071-6

Darja Donzowas Heldin Dasha ist Französischlehrerin, fährt einen nicht mehr ganz so neuen Volvo und hat für ihre Familie und ihre vielen Hunde nicht nur ein großes Haus, sondern auch ein großes Herz.
Grenzenlose Güte, grenzenlose Neugier und ein ziemlich loses Mundwerk lassen sie in unkonventionelle Fälle hineinschlittern, die sie ebenso unkonventionell löst.
Getreu der Devise, dass ein Unglück selten allein kommt, hat Dasha im vorliegenden Krimi gleich mit zwei Problemen zu kämpfen - eine Leiche liegt in ihrem Kofferraum, und dann ist da noch ein alter Bekannter, der spurlos verschwindet.
Schon bald wird ihr klar, dass beide Fälle miteinander zusammenhängen …

Rezension:
Insgeheim haben wir es ja schon immer gewusst: Frauen sind einfach die besseren (Krimi) Autoren.
Zumindest in Russland ist diese These seit kurzem offiziell bewiesen. Nach einer Meldung der Moskauer Deutschen Zeitung wurde am 26. März 2003 die bislang einzige „Allee des Bücherruhmes“ vor Moskaus erstem Büchersupermarkt „Knischnaja Strana“ (Bücherland) eingeweiht. Ab sofort werden dort im Straßenpflaster kleine bronzene Sterne mit den Namen der Autoren zu finden sein, die eine (russische) Gesamtauflage von mehr als 15 Millionen Buchexemplaren aufweisen können. Und die ersten – und bislang einzigen beiden – dort verewigten Autoren sind, wie könnte es auch anders sein, die beiden russischen Krimiqueens Alexandra Marinina und Darja Donzowa.
Während erstere dem deutschen Publikum schon seit mehreren Jahren und durch mittlerweile sieben Krimis um die russische Kommissarin Anastasjia Kamenskaja bekannt ist, liegt mit „Ein Hauch von Winter“ bislang nur ein einziger von Darja Donzowas zahlreichen Krimis auf Deutsch vor.
Auch wenn dieser Krimi nicht der erste Band in der Serie um Donzowas sympathische Helden Dascha ist, bietet er trotzdem einen guten Einstieg in das Werk der populären Russin, die übrigens erst kürzlich mit dem russischen Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Nachdem Dascha Wassiljewa in einem der früheren Bände zu Reichtum kam, konnte sie ihren Beruf als unterbezahlte Französischlehrerin aufgeben und mit ihrer zusammengewürfelten Familie und zahlreichen Haustieren in eine geräumige Villa umziehen, die durch die zahlreichen Hausgäste, für die auch eine bloße Bekanntschaft über 10 Ecken kein Hinderungsgrund ist, mehrere Monate bei Dascha unterzukommen, aber mittlerweile auch wieder überfüllt genug ist.
In ihrer neugewonnenen Freizeit macht Dascha nichts lieber (und auch durchaus mit Erfolg), als ihre Nase in rätselhafte Kriminalfälle zu stecken, wozu sie auch diesmal wieder genug Gründe hat. Einen Toten findet man ja schließlich nicht jeden Tag in seinem Kofferraum und wenn die beste Freundin dann noch ihren Ehemann vermisst...
Neben den überaus humorvollen und sehr unterhaltsam zu lesenden Schilderungen von Daschas Familienleben, steht in der Krimihandlung eigentlich ein ernstes Thema im Mittelpunkt: Die extrem schlechten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse im heutigen Russland und die drastischen Unterschiede in den Lebensumständen von Arm und (Neu-)Reich, die einen großen Markt für Verbrechen aller Art öffnen. Auch darüber schreibt Darja Donzowa glaubwürdig.
Ein überaus gelungener Krimi, mit dem sich die russische Autorin schnell ins Herz ihrer deutschen Fans schreiben wird. Die sicherlich entzückt davon sein werden, dass Donzowas zweiter auf deutsch vorliegender Roman „Der unschuldige Mörder“, der allerdings chronologisch vor diesem Band spielt, bereits im August 2003 erscheint.

Kathrin Hanik